Investmentbanker: Gehalt, Berufsbild und Karrierechancen
Finanzkrise hin oder her: Die Branche Investment Banking übt nach wie vor einen unbändigen Reiz auf Absolventen der Wirtschaftswissenschaften aus.
Investmentbanking: Berufsbild und Vorurteile
Die ganze Welt redet über Investmentbanker und ihre Boni, deren Schuld an dem Finanzdebakel der letzten Jahre und dem Verfall ethischer Grundsätze in der Wirtschaftswelt. Doch fragt man nach, was ein Investmentbanker eigentlich macht, fällt die Antwort meist recht dürftig aus. Höchste Zeit, mit einigen Vorurteilen aufzuräumen und abstrakte Begriffe mit Leben zu füllen. Was ist dieses jene Berufsfeld, das als faszinierende Krone des Bankgeschäfts bezeichnet wird? Nicht wirklich schillernd klingt die Definition der Königsdisziplin:
»Die Hauptaufgaben einer Investmentbank sind die Vermögensverwaltung von Kunden, das Handeln mit Wertpapieren sowie die Unterstützung von Unternehmen bei Kapitalaufnahmen, etwa bei Börsengängen.«
Doch aufgepasst, dahinter verbirgt sich ein kreatives Berufsfeld mit spannenden Aufgaben in den internationalen Finanzzentren.
Investmentbanker Gehalt: 70.000 Euro Grundgehalt als Junior
Dass der Reiz der Branche trotz Finanzkrise, schlechtem Image und Massenkündigungen ungebrochen scheint, zeigt eine Studie des Berliner ›trendence-Instituts‹: Zwei Drittel der besten Studenten der Wirtschaftswissenschaften interessieren sich nach wie vor für eine Karriere im Investment Banking. Besonders elektrisierend sind vor allem die Verdienstmöglichkeiten. In Deutschland starten Junioren gegenwärtig mit rund 70.000 Euro Grundgehalt. Mit der jeweils höheren Stufe auf der Karriereleiter nimmt der variable Vergütungsanteil zu: Von zunächst 20 auf 50 Prozent. So lässt sich das Gehalt in den ersten Berufsjahren schnell ›pushen‹. Mit drei- bis fünfjähriger Berufserfahrung sind auch bis zu 150.000 Euro drin, die allerdings mit 60 bis 80 Wochenstunden hart erkämpft sein wollen. In Senior-Positionen können 360.000 Euro und mehr verdient werden. Der Spitzenbanker Alexander Dibelius, Deutschland-Statthalter von Goldman Sachs, wurde 2007 beispielsweise auf circa 25 Millionen Euro Jahresgehalt taxiert.
Neben dem überdurchschnittlichen Gehalt lockt die Branche auch mit guten Karrieremöglichkeiten und interessanten Inhalten
So gibt es im Investment Banking vier bis fünf typische Karrierestufen:
- Analyst
- Associate
- Vice President
- Director
- Managing Director
Als Einsteiger arbeitet man zwei bis drei Jahre als Analyst, bevor man die nächste Stufe erreicht.
Außer hohem Gehalt und guten Karrierechancen bietet Investment Banking vor allem viel Internationalität bei der Arbeit. Für Dr. Philipp Eustermann, der seit 2011 als Analyst im Bereich Investment Banking / Advisory bei HSBC Trinkaus tätig ist, ist es unerlässlich, im Rahmen seiner Arbeit sehr eng mit verschiedenen HSBC-Kollegen in der Gruppe zusammenzuarbeiten. »Aufgrund der einmaligen Aufstellung in 80 Ländern weltweit sind wir in der Lage, grenzüberschreitende Transaktionen anzustoßen und durchzuführen. Hier reizt es mich sehr, in einigen Jahren auch einmal direkt im Ausland für einen längeren Zeitraum eingesetzt zu werden.«
Tätigkeitsfelder von Investmentbankern
Aufgrund unterschiedlichster Geschäftsbereiche in modernen Großbanken gestalten sich die Einsatzmöglichkeiten von Bankern vielfältig. Grundsätzlich spricht man von fünf oder sechs Tätigkeitsfeldern. Dazu gehören die Arbeitsgebiete:
Wenn ein Investmentbanker im ›Asset Management‹ tätig ist, kümmert er sich um große Anlage-Portfolios von Versicherungen, Investmentfonds und Unternehmen.
- ›Corporate Finance‹
Im Bereich ›Corporate Finance‹ kommt es darauf an, den Kunden über Finanzprodukte zu informieren und zu beraten.
- ›Financial Engineering‹
Financial-Engineering-Experten entwickeln für die Bereiche Sales und Corporate Finance Produktpaletten und Finanzierungskonzepte für Geschäftskunden.
- ›Research‹
Informationen über Märkte, Branchen und Unternehmen sammeln und aufbereiten müssen die Analysten aus dem Geschäftsbereich ›Research‹.
- ›Sales & Trading‹
Der typische ›Trader‹ handelt mit Wertpapieren, Derivaten, Anleihen, Swaps, Futures und Optionen aller Art auf Rechnung der Bank oder des Kunden. Wohingegen der Sales Manager für den Verkauf der Finanzprodukte verantwortlich ist.
- ›Mergers & Acquisitions‹ (M&A)
›Mergers & Acquisitions‹ gilt als die Königsdisziplin des Investment Bankings. Denn wenn Unternehmen andere Unternehmen kaufen, Fusionen anstreben oder sich rekonstruieren müssen, kommen hochkomplexe finanzielle, steuerliche und menschliche Faktoren zusammen. M&A-Experten wählen Zielfirmen aus, analysieren und bewerten sie. Auch größere mittelständische Unternehmen beanspruchen immer häufiger diese Dienste der Investmentbanker für ihre strategischen Vorhaben.
Voraussetzungen für eine Karriere als Investmentbanker
Bedingungen für eine Karriere im Investment Banking sind insbesondere Einsatzbereitschaft und Belastbarkeit, denn der Beruf des Investmentbankers ist definitiv kein ›Nine-to-five‹-Job. Belohnung erhält man durch abwechslungsreiche Arbeitsabläufe und ständig neue Herausforderungen.
»Zum einen steht der Kunde im Vordergrund und es werden spezielle, für ihn zugeschnittene Ideen und Lösungen entwickelt, diskutiert und präsentiert. Danach geht es an die Umsetzung der Vorschläge und Ideen. Für die Entwicklung und Präsentation kundenspezifischer Konzepte spielt somit auch das Prozessmanagement sowie finanztechnisches Wissen wie Bewertungen und Modelle eine große Rolle«, sagt Philipp Eustermann.
Er fügt hinzu, dass ein überdurchschnittlich gut abgeschlossenes Hochschulstudium, bestenfalls mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund, Voraussetzung für eine Bewerbung als Investmentbanker ist – wobei Master- beziehungsweise Diplomabschlüsse bevorzugt werden. Außerdem sollte ein zukünftiger Investmentbanker Spaß daran haben, in Teams zu arbeiten und idealerweise schon entsprechende Erfahrungen im Investment Banking oder der Unternehmensberatung gemacht haben. Sehr gute Englischkenntnisse und Auslandserfahrung sind selbstverständlich.
Hat ein Bewerber dann die Einladung einer Bank erhalten, sollte er durchaus mit drei bis fünf strukturierten Einzelinterviews rechnen.
»Am Ende ist es das Wichtigste, im Gespräch von sich und seinen fachlichen Kenntnissen überzeugen zu können«, betont der Investmentbanker Eustermann.
Hier kommt es darauf an, Brainteaser-Aufgaben zu lösen, um logisches Denken, Kreativität und mathematisches Verständnis zu prüfen. Doch mindestens so wichtig wie die mathematischen Kenntnisse sind die Soft Skills: Mit Menschen umgehen zu können, kann der Schlüssel zum Erfolg sein. Denn wie auch in anderen Branchen sind Netzwerke oft die entscheidende Größe, wenn es um die Karriere geht. Bei Arbeitszeiten oberhalb der 50- und 60-Stundenwoche sind hohe Intelligenz und Teamfähigkeit gefragt. Ständig neue Herausforderungen wie Businessplan-Modellierungen, umfangreiche Marktanalysen oder Präsentationen bei Kunden verlangen dem Investementbanker viel ab. »Auch wenn manchmal der Tag etwas länger wird, so machte es dennoch aufgrund des guten Teams und des gemeinschaftlichen Ansatzes viel Spaß«, meint Eustermann. Und trotz der langen Arbeitszeiten, gibt es durchaus ein Leben neben dem Beruf, ist er sich sicher.
»Unser Unternehmen legt Wert darauf, dass jeder Mitarbeiter außerhalb der Tätigkeit im Unternehmen genügend Zeit für sich selber, seine Familie und Freunde hat. Und mit Spaß an der Arbeit erzielt man sowieso die besten Ergebnisse!«