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Arbeitsmarkt Consulting – Rat, Rater, Berater

Immer noch Traumjob, immer noch Sprungbrett? Einblick in Einstieg und Aufstiegsmöglichkeiten – plus: Für wen ist das was?

Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Consulting als die »individuelle Aufarbeitung betriebswirtschaftlicher Problemstellungen durch Interaktion zwichen externen, unabhängigen Personen oder Beratungsorganisationen und einem um Rat suchenden Klienten«. Unternehmensberatung stellt dabei nur einen Teilbereich des Consulting dar. Berater*innen werden aber auch im Strategie- und Sanierungsbereich und der Personalberatung benötigt. In Deutschland gehen rund 34,6 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr auf die Kappe der Beratungsbranche. 230.000 Mitarbeiter*innen finden in diesem Berufszweig Beschäftigung. Angesichts der Pandemie stellt sich nun die Frage: Funktioniert Beratung auch im Remote-Modus? Gerade Consulting lebt vom Face-to-face-Austausch und vom Führen persönlicher Gespräche. Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater Matthias Loebich findet, dass »Beratung im Remote-Modus deutlich besser funktioniert als erwartet und er zum Teil sicherlich auch ein relevanter Bestandteil in der Zukunft sein wird«. Wie in anderen Branchen greifen Berater*innen auf digitale Tools zurück, die es möglich machen, wenigstens virtuell zusammen arbeiten zu können. Trotz der facettenreichen digitalen Lösungen weiß Matthias Loebich, »dass es eine Vielzahl an Themen gibt, die nur schwer im Remote-Modus durchzuführen sind.« Dennoch ist er davon überzeugt, dass sich ein hybrides Zusammenarbeitsmodell, aus vor Ort und remote, etablieren werde.

Zum Beraten berufen

Im Prinzip geht es im Consulting darum, dem Wunsch der Kund*innen nachzukommen. Ein Auftrag kann sich von einem anderen komplett unterscheiden. Consultants können sowohl inhouse bei einem Unternehmen als auch bei einer Unternehmensberatungsfirma angestellt sein. »Für viele Absolvent*innen ist das Consulting noch immer ein attraktives Arbeitsumfeld und wir erhalten viele Bewerbungen«, berichtet Dagmar Zippel, Leiterin Recruitment der KPMG. Zudem glaube sie daran, dass die Teams in ihrem Unternehmen durch Vielfalt profitieren, weshalb auch gerne Quereinsteiger*innen eingestellt werden. Dennoch müssen Arbeitgeber*innen im Wettbewerb um die besten Talente weiterhin attraktive Angebote machen. »Wir bieten unseren Mitarbeitenden von Anfang an eine stärkenorientierte Entwicklungsperspektive, eine flexible Arbeitszeitgestaltung und ein tolles Team, in dem Wertschätzung und gegenseitiges Feedback großgeschrieben werden«, so Dagmar Zippel.

Für wen ist das was?

Um Auftraggeber*innen umfassend beraten zu können, sind Bestandsaufnahmen vor Ort beim Kunden unverzichtbar. Berufseinsteiger*innen in diesem Bereich sollten deshalb nicht zu sehr am eigenen Bett hängen. Nach der Bestandsaufnahme vor Ort ist der Job natürlich noch nicht getan. Nun heißt es gemeinsam den Prozess zu optimieren und als erster Ansprechpartner jederzeit erreichbar zu sein. Demnach sind lange Arbeitstage keine Seltenheit. Dagmar Zippel erwähnt außerdem: »Am liebsten stellen wir Absolvent*innen mit einem sehr guten Abschluss aus den Wirtschaftswissenschaften, den MINTFächern und den Rechtswissenschaften ein, die zusätzlich relevante Praktika mitbringen. Viel wichtiger als Bestnoten sind allerdings Persönlichkeit, Einstellung und Motivation. Consulting ist ein Bereich, der einen sehr fordert, aber auch viel zurückgibt. Eine steile Lernkurve und ein anspruchsvolles, kollegiales und inspirierendes Arbeitsumfeld sind garantiert.« Doch wofür das Ganze? Wer keine Lust auf einen nine to five-Job im Büro hat, der kommt als Consultant auf seine Kosten. Auf Berufseinsteiger*innen wartet ein verantwortungs- und anspruchsvoller Beruf mit attraktivem Verdienst.

Consulting und Corona

3,2 Prozent Umsatz-Rückgang musste die Consultingbranche in 2020 verzeichnen. Hört sich zunächst wenig an, ist aber für die erfolgsverwöhnte Branche nicht leicht zu verkraften. Erstmals ist der Umsatz auf 34,6 Milliarden Euro im Jahr 2020 gesunken. Zuvor betrug der Beratungsumsatz seit zehn Jahren konstant rund 36 Milliarden Euro. Von den Umsatz-Einbußen waren vor allem HR-Berater, Organisations- und Prozessberater und Strategieberater betroffen. Der IT-Consultant-Arbeitsmarkt wiederum erlebte einen Aufschwung. »Die Coronakrise und der mit ihr einhergehende Digitalisierungsschub hat den Bedarf vor allem an ITConsultants erhöht. Es haben sich ganz neue Arbeitsweisen etabliert: Home Working und die virtuelle Form der Zusammenarbeit ist Teil des Arbeitsalltags geworden. Unternehmen brauchen Expert*innen und Berater*innen im IT-Bereich, um diese Transformation in allen Prozessen einer Organisation erfolgreich zu meistern«, erklärt Dagmar Zippel. Auch für die Berater*innen selbst bedeutete Corona eine Veränderung im eigenen Arbeitsalltag. Projekte wurden in virtuellen Teams und remote durchgeführt. Laut Dagmar Zippel sei das vielfach problemlos möglich gewesen, da viele Unternehmen in den letzten eineinhalb Jahren einen Digitalisierungsschub erlebten. Für das aktuelle Geschäftsjahr haben die meisten Consultinghäuser große Hoffnung, denn der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) schätzt das Marktwachstum auf neun Prozent. Außerdem spielt der Bereich Digitalisierung eine große Rolle. »Die Pandemie hat den Fokus auf das Thema Digital Transformation verstärkt, sodass sich der Bedarf bei der Definition und Umsetzung von Projekten in diesem Umfeld signifikant erhöht hat. Konkret ist hier die Rede von Transformationsprojekten, Nutzung von digitalen Technologien und Künstliche Intelligenz«, so Matthias Loebich.

Zukunftsmusik

Moritz Neuhaus, Gründer und Geschäftsführer von Insight Consulting, weiß, dass sich die Situation auf dem Consulting-Arbeitsmarkt im letzten Jahrzehnt stark verändert hat. Die Qualität der Beratung habe laut Neuhaus zugenommen, für den Mittelstand sei die Beraterauswahl einfacher geworden. Zum guten Beraten gehört mittlerweile nicht mehr nur das fachliche Know-how, denn Kundenthemen werden immer relevanter. Das ist der Grund, weshalb spezialisierte Berater*innen mehr und mehr auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden. Digitalisierung beispielsweise ist ein Trend, der die Gesamtgesellschaft betrifft, Kunden müssen auch dahingehend beraten werden. Laut Moritz Neuhaus werden auch die Themen Klima, Nachhaltigkeit und das Lieferkettengesetz die nächsten Jahre prägen. Dies werde sich auf die Reisetätigkeit der Berater*innen auswirken. Und könne dafür sorgen, dass nicht mehr so viele Beratende im Alter zwischen 30 und 40 Jahren aus der Branche aussteigen und sich anderweitig orientieren, wie es vor der Pandemie der Fall war. Deshalb zeige sich durch das Arbeiten von Zuhause aus eine große Chance, Familie und Beruf besser zu verbinden. Diese Chance könne sich positiv auf das Image der Branche auswirken, da die Ellenbogenmentalität in gewissem Maße schrumpfen werde, zeigt sich Neuhaus optimistisch. Auch Matthias Loebich vom BDU geht davon aus, dass sich durch das hybride Arbeitsmodell der Anteil der Reisetätigkeiten in Zukunft reduzieren werde. Das habe einen positiven Effekt auf die Work-Life-Balance.


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