What´s happening?
Aufbruchsstimmung liegt in der Luft: Vier von zehn Erwerbstätigen – das sind ganze 40 Prozent – denken Anfang 2022 über einen Jobwechsel nach. Dies ermittelte eine Forsa-Umfrage im Auftrag von XING E-Recruiting. Damit sei die Wechselbereichtschaft im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent angestiegen. Xenia Meuser, Senior Vice President Attract & Retain, Brand & Marketing bei der New Work SE – zu welcher XING gehört – erklärt den Anstieg damit, dass immer mehr Beschäftigte während der Pandemie ihre Arbeitssituation hinterfragt hätten. Der Arbeitsmarkt sei dadurch von einem Anbieter- zu einem Nachfragemarkt geworden. Besonders wechselwillig sei die Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren, so die Studie.
Urlaubstage, adé?
»Mein Job gefällt mir nicht mehr, ich such' mir einen neuen!« Das ist leichter gesagt als getan: Jobportale durchforsten und Bewerbungen schreiben klappt nach der Arbeit am Abend oder am Wochenende. Aber was tun, wenn das erste Vorstellungsgespräch ansteht WÄHREND der eigentlichen Arbeitszeit? Darf man lügen und beispielsweise einen Arzttermin vorschieben? Dr. Kerstin Giehler, Syndikusanwältin beim Versicherungsunternehmen ERGO in Düsseldorf antwortet: »Lügen ist immer schlecht, in diesem Fall sollte man es auf keinen Fall tun.« Schlechte Nachrichten für das Urlaubskonto bringt die Expertin: »Man sollte auf Urlaub oder das Arbeitszeitkonto zurückgreifen.« Eine verlängerte Mittagspause solle aber auch für ein Vorstellungsgespräch in Frage kommen – dann muss das Urlaubstagekonto im Bewerbungsprozess auch nicht blank geräumt werden!
Muss ich!
Ist es zwingend erforderlich, dass ich meinem Chef berichte, dass ich die Mittagspause oder den Urlaubstag für ein Vorstellungsgespräch in Anspruch nehme? »Nein«, sagt unsere Expertin Dr. Giehler. Was man in Urlaub und Freizeit mache, müsse man dem Vorgesetzen nicht erzählen. Wichtig sei aber, dass der freie Tag rechtzeitig beantragt wird, um dem Arbeitgeber die Möglichkeit zu geben, sich auf die Abwesenheit des Mitarbeiters einzustellen, fährt sie fort. Wir merken uns: Lügen ist auch hier schlecht – von Anfang an, muss der Chef aber nicht in die Jobwechselpläne eingeweiht werden.
Kann ich.
Ich komme gut mit meinem Chef aus – ist es da nicht sinnvoll, direkt das offene Gespräch zu suchen? »Das hängt ab von der Persönlichkeit des jeweiligen Chefs und auch von dem Unternehmen, in dem man arbeitet«, so Syndikusanwältin Giehler, »es kann Situationen geben, in denen ein offenes Gespräch über den Wunsch einer beruflichen Neuorientierung dazu führt, dass sich intern Veränderungsmöglichkeiten eröffnen.« Eine feine Sache, wenn man sich beruflich neu orientieren möchte und nicht aufgrund von Unstimmigkeiten oder dergleichen das Unternehmen verlassen möchte.
Und im Studium?
Wie sieht die Situation aus, wenn ich mich noch im Studium befinde, in Teilzeit als Werkstudent arbeite oder gerade im Praktikum bin? »Praktikanten und Werkstudenten befinden sich ohnehin noch in der beruflichen Findungsphase«, erklärt Dr. Giehler. Sie empfehle in dieser Situation besonders ein Gespräch mit dem Chef, denn möglicherweise eröffnen sich im Gespräch Chancen und Perspektiven im derzeitigen Unternehmen, an die man zuvor nicht gedacht oder von denen man nicht gewusst habe. Häufig sei es auch so, dass Chefs mit ihrer Erfahrung gute Tipps und Empfehlungen, wie der Berufsweg weitergehen könnte, geben können. Zwei Dinge, die man auf gar keinen Fall unterschätzen solle, so die Anwältin.
Darf ich …
kündigen, ohne einen neuen Job in Aussicht zu haben? Natürlich. Das sei laut Forsa-Umfrage nichts Außergewöhnliches mehr: Jede vierte Kündigung erfolgt ohne neuen Job in der Hinterhand. Seit Beginn der Pandemie sollen zehn Prozent der rund 2.500 Befragten in Deutschland den Job gekündigt haben. Die wichtigsten Gründe für den Jobwechsel seien hierbei die Unternehmensführung, Work-Life-Balance und die eigene Tätigkeit. Hab' keine Scheu, dir deinen Job mal von allen Seiten genauer anzuschauen und bei Nichtgefallen die Fühler in neue Richtungen auszustrecken!
Quelle: www.xing.com/news/articles/xing-studie-zeigt-jeder-vierte-kundigt-job-ohne-neue-stelle-in-aussicht-zu-haben