Das erste Mal kein Tourist sein
Gerade noch spontan auf die Stellenanzeige beworben, schon im Flieger gen Süden. Bis dato hatte ich nach meinem Schulabschluss in einer Buchhandlung gearbeitet, jetzt ging es ans Meer für einen Job in der Kundenberatung per Chat und Telefon. Es vergingen etwa anderthalb Monate zwischen dem »Wir wollen dich!« bis zur letzten Umarmung mit Freunden und Familie am Flughafen in Deutschland. Voller Freude, aber auch Nervosität, zog ich also in mein erstes großes Abenteuer. Zum Glück beschränkte sich die Unsicherheit eher auf meine Englischkenntnisse als auf Dinge wie Krankenoder gar Pensionsversicherung. Diese Sorgen wurden schnell beseitigt, zum einen durch die EU, dank des Schengener Abkommens und Visafreiheit, und zum anderen durch die HR-Abteilung, die mich an die Hand nahm und mit mir Dinge wie Steuernummern und Bankkonten klärte. Was neben diesen oragnisatorischen Dingen mindestens genauso nervt: die Wohnungssuche. Auch hier war ich sehr froh, direkt vom Flughafen in ein Apartment meines Arbeitgebers, zentral in Lissabon ziehen zu können.Und dann ging es auch schon los. Ich war zwei Tage vor Beginn meines Arbeitsbeginns angekommen, damit ich die Stadt erkunden und mich ein wenig einleben konnte. Erster Tagesordnungspunkt: den Weg zur Arbeit zu Fuß gehen. Hier kam der erste Kulturschock, denn trotz netten Lächelns rauschte der Busfahrer an meiner Haltestelle vorbei. Doch ein Blick auf die andere Straßenseite und die Locals verriet den Trick: die Hand ausstrecken. Es sind oft eben doch die kleinen Unterschiede zwischen den Ländern, die wichtig sind, um im Alltag durchzukommen. Der nächste Bus hielt und es ging weiter nach Parque das Nações, einem sanierten Hafenviertel am Tejo. Auch das Auffinden des Gebäudes erwies sich als schwieriger als erwartet. Wie üblich gibt es entlang der Uferpromenade viele Theater, Parks und andere Einrichtungen. Der Anblick eines großen Gebäudes mit einer Glasfront, Esstischen und einer großzügigen Terrasse bedeutete für mich nur eines: Restaurant. Zumindest so lange, bis ich immer wieder Touristen begegnete, die dort einen Teller fangfrischen Fisch ergattern wollten, aber vom Sicherheitspersonal abgewiesen wurden, und mir klar wurde, dass mein Ziel bereits direkt vor meiner Nase lag. Inklusive der Kantine, in der ich noch viele Mittagsrunden verbringen würde.