So, so. Du hast also eine wissenschaftliche Arbeit vor dir und bist jetzt schon überfordert? Du hast keine Ahnung, wie du die Seiten füllen sollst und schon 1.000 Artikel im Web offen mit Tipps, wie du diesen kolossalen Berg der Hausarbeit erklimmen sollst? Tja, und jetzt kommen wir mit Tipp Nr. 1.001 um die Ecke. Allerdings soll das hier etwas anders ablaufen. Wir wollen dir keine weichgespülten Wohlfühltipps vermitteln, wie das Schreiben der Hausarbeit zum Wellness-Trip werden kann, denn das wird es mit großer Wahrscheinlichkeit eh nicht. Solltest du sowieso Spaß am wissenschaftlichen Arbeiten haben, dann: alles fein! Aber jeder ist unterschiedlich. Es gibt eine Menge Studis, die einfach keine Freude am wissenschaftlichen Texten finden und das ist auch völlig okay. Doch wir wollen hier von der Wahrheit ausgehen und die lautet schlicht und einfach: Du hast dich für ein Studium entschieden und da gehört es nun mal dazu, wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Natürlich ist es äußerst ärgerlich, wenn an deiner Hochschule keinerlei Vermittlung von Methoden und Ansätzen zum Schreiben stattfindet. Das ändert leider trotzdem nichts an der Tatsache, dass du jetzt vor dem leeren Blatt sitzt und da durch musst. Also: Kneif alles zusammen, was dir nötig erscheint und fang an! Das wird definitv keine Teeparty, aber möglicherweise bringen dich folgende Tipps ein bisschen weiter.
Nr. 1: K(l)eine Hilfe
Ganz ehrlich: Vielleicht wirst du das hier lesen und später feststellen, dass dir nichts hiervon weitergeholfen hat. Dafür wollen wir auch gar keine Garantie aussprechen, denn die Wahrheit ist: Es gibt keinen Königsweg! Wenn dir jemand von der ultimativen Arbeitsweise für jede Hausarbeit erzählen will, dann ist das dummes Zeug! So blöd es klingt, aber du musst deinen eigenen Weg, deine eigene Routine finden. Erst nachdem du dich bei deiner Arbeit eine Zeit lang selbst beobachtet hast, kannst du erkennen, welcher Workflow der beste für dich ist. Probiere dich gerne in verschiedene Richtungen aus, aber es muss sich richtig anfühlen.
Nr. 2: Fehler beim Lernen? Lerne aus Fehlern!
Was sich daran anschließt: Habe den Mut, dich deiner eigenen Fehler bewusst zu werden. Eine sehr effektive, aber auch genauso schwierige Herangehensweise dafür: Lies dir deine früheren Hausarbeiten durch. Aber Vorsicht: Bitte erst, wenn diese schon abgegeben und benotet wurden, sonst machst du dich selbst wahnsinnig, wenn du einen Fehler entdeckst. Bereits abgehakte Arbeiten zu lesen, ist zwar oft ziemlich cringe, aber gerade deshalb ganz gut. Mit Abstand zu deinen alten Texten kannst du erkennen, was dir nicht gefällt und es beim nächsten Mal besser machen.
Nr. 3: Ach komm, hör auf!
Das Bewusstsein deiner Fehler soll dich jedoch nicht in ein Loch stürzen. Aber sind wir ehrlich: Irgendwann kommt der Zeitpunkt einer jeden Hausarbeit, an dem die Motivation verbraucht ist und es einfach nicht weitergeht. In diesem Fall brauchst du vor allem eins: Akzeptanz. Ja, die Zeit schreitet unaufhörlich voran. Ja, die Seite wird nicht von alleine voller. Aber sei dir gewiss, dass bei einer Schreibblockade nur genau der Mist rauskommt, der dir beim späteren Lesen peinlich sein und dich noch unzufriedener mit dem ganzen Komplex »wissenschaftliches Arbeiten« machen wird. Daher gestehe dir deine Schwächen ein und akzeptiere, dass es in dem von dir eigentlich geplanten Zeitslot einfach nicht läuft. Lass es für den Moment bleiben und nutze die nächstmögliche Gelegenheit, weiter zu schreiben.
Nr. 4: Old but Gold
So ganz ohne motivierende Zitate, die auch gut als hässliches Wand-
tattoo geeignet wären, kommt auch dieser Text leider nicht aus. Doch manchmal sprechen solcherlei Aphorismen einfach die Wahrheit aus. Gemeint ist ein Zitat aus dem Buch »Sorge dich nicht – Lebe« des US-Amerikaners Dale Carnegie. Der Bestseller wurde 1949 veröffentlicht, doch das erstaunliche ist, dass er auch nach über 70 Jahren oft genau die richtigen Ratschläge gibt. Carnegie lässt hier den kanadischen Mediziner Sir William Osler zu Wort kommen und dessen Motto: »Wenn die Bürde von morgen mit der von gestern heute getragen werden muss, wankt auch der Stärkste.« Auch hierin liegt eine Wahrheit für deine Hausarbeit. Lerne – wie Carnegie es nennt – dein Leben »in Abschnitte von Tagen einzuteilen.« Das heißt nicht, dass du die Zukunft nicht planen solltest – ganz im Gegenteil. Was jedoch nicht dazugehören sollte, sind Sorgen. Werde ich es schaffen? Was, wenn ich morgen vom Recherchieren abgehalten werde? Was, wenn die Bib am Wochenende spontan schließt? Was wäre, wenn … Du kannst nicht in die Zukunft blicken und hast nur die Macht über den heutigen Tag! Nutze ihn!
Nr. 5: Schatz und Schatzkarte
Vielleicht bist du ja anfangs super motiviert und hast mega Bock in die Tasten zu hauen, merkst dann aber: Worüber schreibe ich eigentlich? Tja, bevor sich die Seiten füllen, bedarf es nun leider erst mal der Literaturrecherche. Daran führt kein Weg vorbei, so öde es auch erscheinen mag, sich durch dutzende Bücher zu wälzen und immer wieder von vorn zu suchen. Aber genau hier liegt der Fehler! Wenn es richtig gut läuft, braucht es erstmal nur ein einziges Buch. Gelangst du an ein Werk, das inhaltlich perfekt zu deinem Thema passt, musst du es als Schatz und gleichzeitig als Schatzkarte betrachten. Der Clou ist nämlich ein Blick in die Literaturangaben. Der Autor muss sein Wissen ja schließlich auch irgendwo her haben. Mach dich also in der Bibliothek auf die Suche nach den vielversprechensten Quellen und schau, ob sie für deine Arbeit geeignet sind. Falls ja, super! Dann wiederhole das Spiel gleich nochmal!
Nr. 6: Nicht allein
Prokrastination ist in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer »Volkskrankheit« herangewachsen. Lässt man sich bei »Google Trends« anzeigen, wie häufig der Begriff in den letzten 18 Jahren gesucht wurde, klettert die dort erscheinende Linie stetig in die Höhe. Was ist daraus zu lernen? Du bist mit deiner Aufschieberitis nicht allein! Aus einer repräsentativen Studie von YouGov und dem digitalen Versicherungsmanager CLARK geht hervor, dass 39 Prozent der Menschen in Deutschland gerade bei den einfachsten Haushaltsaufgaben zum Prokrastinieren neigen. Auch Dinge, die das Leben eigentlich einfacher machen sollen, seien davon betroffen. Der Gang zum Arzt wird von 23 Prozent gerne verschoben, ein Fünftel drückt sich vor Organisatorischem wie Versicherungen. Laut Studie ist es ca. nur jeder Zehnte, der Dinge im Bereich Arbeit und Studium prokrastiniert und 23 Prozenten wollen noch nie etwas aufgeschoben haben. Jetzt aber ganz wichtig: Lass dich davon nicht runterziehen.
Nr. 7: Du bist kein Aussätziger
Nochmal zur Erinnerung: Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen. Vielleicht gehörst du zu diesen zehn Prozent, die so ehrlich sind und zugeben, Hochschul-Stuff zu prokrastinieren und ihre Hausarbeit am letzten Wochenende vor Abgabe durchprügeln. Und – Surprise! – das ist dann auch völlig okay. Wenn es deinen Prof inhaltlich überzeugt, ist es ihm vollkommen egal, ob der Text in drei Monaten oder drei Tagen zu Papier gebracht wurde. Möglicherweise bist du einfach ein Mensch, der das Adrenalin der finalen Deadline braucht. Wir sollten uns daher dringend davon verabschieden, das »Schreiben auf den letzten Drücker« zu tabuisieren. Wenn diese Vorgehensweise zu dir passt, dann ist das so in Ordnung. Bitte sei in dem Fall aber niemand, der dann später bei der WG-Party damit flext, wie crazy man doch drauf sei und wie viele Mate-Eistees man in der Nacht vor der Abgabe runtergekippt habe. Das hilft genauso wenig weiter wie die abschätzige Verurteilung des Last-Minute-Schreibens! Jede Vorgehensweise sollte normal sein.
Nr. 8: Gönn dir!
Das ist nichts Neues und steht in jedem Ratgeber: Motivation ist und bleibt nun einmal der beste Treiber. Das kann natürlich durch kleine Belohnungen erfolgen: ein Drink mit deinen Freunden, die neue Folge deiner Lieblingsserie oder ein dickes Spaghetti-Eis – ganz egal. Das Ganze darf hier ruhig auch in die sündhafte Richtung gehen. Digital Detox, Paleo-Diät und Achtsamkeit dürfen sich ruhig mal hinten anstellen, wenn dein Fokus auf der wissenschaftlichen Arbeit liegt und du dich danach zurecht(!) belohnst.
Nr. 9. Sind wir doch mal ehrlich!
Und jetzt nochmal klipp und klar: Wissenschaftliche Arbeiten können einem Spaß machen – sie müssen es aber nicht. So oder so gehören sie aber dazu. Da hilft auch kein Gejammer. Aber du schaffst das auf jeden Fall. Laut Statista waren im Wintersemester 2021/22 über 2,9 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben und sie alle sitzen früher oder später vor einem leeren Blatt. Und sind wir zum Schluss nochmal brutal ehrlich: Jeder von uns kennt doch einen richtigen Chaoten unter seinen Kommilitonen und Kommilitoninnen, der das mit den Hausarbeiten auch irgendwie gebacken kriegt. Lass dich bei dem Gedanken allerdings nicht zum Neid verleiten, sondern sei dir einfach gewiss: Wenn der das kann, dann du doch wohl auch! In diesem Sinne: Ran ans Werk!