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O'zapft is! – Alternative Energiequellen

Atomkraft bis Offshore-Windenergie. Wie attraktiv ist die Einstieg in die Energiebranche?

Eins, zwei ... Ozapft is! So klingt der traditionelle Wiesn Anstich des ersten Bierfasses. Mal fließt das kühle Nass nach rekordverdächtigen zwei – 1950 erst nach 17 – Schlägen. Eins ist klar: Ordentlich Muskelkraft ist hier gefordert und hinterher bringt ein frischgezapftes Bier neue Energie. Zugegebenermaßen hat Bier trinken mehr mit Genuss zu tun als mit Energie; eine Großveranstaltung wie das Münchner Oktoberfest dafür aber umso mehr – der Energieverbrauch der Wiesn liegt jährlich bei circa drei Millionen Kilowattstunden – Prost Mahlzeit. Da heißt es nicht nur beim Oktoberfest: Ozapft is! Aber was wird denn eigentlich angezapft? Atomkraft, Biomasse, Erdgas, Geothermie, Mineralöl, Solarenergie, On- und Offshore Windenergie – ein energiegeladener Buchstabensalat an Möglichkeiten.

Frischer Wind

»Kaum eine Branche hat sich in den vergangenen Jahren so stark gewandelt wie die Energiewirtschaft «, berichtet die Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Kerstin Andreae. Die Branchenkennerin erklärt: »Neue Berufe wie Powertrader*in, Regulierungsmanager*in oder Servicetechniker*in Windenergie sind entstanden.« Nicht nur die Berufe wandeln sich, auch das Energiesystem rüstet um: Im Jahr 2020 wurde erstmals mehr Strom aus erneuerbaren als aus fossilen Energieträgern erzeugt. Ausruhen ist jetzt aber noch nicht angesagt, denn es ist noch deutlich Luft nach oben. Die Energiebranche hat das erkannt und bietet jungen Ingenieur*innen Anreize. »Um die Klimaziele zu erreichen, ist der Bedarf an Innovation und Umsetzung neuer Technologien und Lösungsansätze enorm«, teilt E.ON-Mitarbeiter Maik Graef mit und Tim Schröder von RWE ergänzt, dass Themen wie e-Mobility und Digitalisierung die Stromnachfrage steigen lassen. Die Einsatzfelder für Absolvent*innen der Ingenieurwissenschaften seien enorm, vielfältig und international – auch im Hinblick darauf, dass unsere Gesellschaft die Stromerzeugung dekarbonisieren muss. Die politische Förderung (oder Forderung) der »Klimaziele 2030« eröffnet zukunftsfähige Tätigkeitsfelder. »Neben verschiedenen erneuerbaren Energien werden der Transportbereich und die Wärmegewinnung elektrifiziert, denn eine der Herausforderungen ist es, Wärme aus verschiedenen nachhaltigen Quellen aufzunehmen und zu verteilen«, erläutert Franziska Oehler, Mitarbeiterin bei Vattenfall, »die Nutzung und Integration klimafreundlicher Energien wie Geothermie und Biomasse unterstützen unser Ziel, Energielösungen ohne fossile Brennstoffe zu entwickeln.«

In Zukunft geht's hoch hinaus

Ein Drittel der Energie geht unterwegs verloren. Diesen Verlust gilt es zu vermeiden und soll durch innovative Techniken verringert werden. Wasserstoff eignet sich zum Ressourcenschutz, denn in ihm lässt sich Energie leicht speichern und transportieren. Maik Graef erklärt: »Grüne Gase und Wasserstoff haben ein enormes Potential, die Energiewende auch in die Industrie, den Verkehrssektor und den Wärmemarkt zu bringen.« Es gibt eine kunterbunte Vielzahl an Wasserstoffverfahren – Ingenieurskunst ist gefragt, um aus blauem, grauem und türkisem Wasserstoff den sauberen grünen zu gewinnen – das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie schätzt anhand einer Studie, dass bis 2050 knapp 5,4 Milionen Arbeitsplätze europaweit geschaffen werden. Franziska Oehler berichtet, dass sich der Anteil der erneuerbaren Energien – und damit auch vielversprechende Jobs für junge Ingenier*innen – in den Sektoren Strom, Wärme und Transport erhöhe. »Wir installieren zum Beispiel. effiziente gasbefeuerte Heizkraftwerke und entwickeln neue Energie- und Wärmelösungen wie beispielsweise Power-to-Heat-Anlagen, in denen fossilfreie Energie zur Wärmeerzeugung genutzt wird.« Für einen guten Einstieg in diesen Bereichen müssen Absolvent*innen neben Offenheit und Teamfähigkeit die Bereitschaft mitbringen, an Aufgaben zu arbeiten, die zukunftsweisend, aber in vielerlei Hinsicht noch unerforscht oder komplex sind, findet Tim Schröder.

Be the chance you want to see in the world

»Wie lassen sich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz nutzen, um den Energieverbrauch effizienter zu gestalten?«, laut Kerstin Andreae ist dies eine der zentralen Fragen, die auf junge Ingenieur*innen zukommt. »Gerade die Energiewende und der damit verbundene massive Ausbau erneuerbarer Energien benötigt Menschen mit Weitblick, kreativen Ideen, frischen Köpfen und einem Blick über den Tellerrand hinaus. Absolvent*innen verfügen als ›Newcomer‹ hier über einen Riesenvorteil, den sie nutzen können«, ermutigt Tim Schröder. Mitarbeiter*innen müssen außerdem in der Lage sein, komplexe Zusammenhänge durchdringen, optimale Lösungen ableiten und umsetzen zu können und dabei die technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit im Blick behalten, gibt Maik Graef zu verstehen. Im Gegensatz dazu bietet die Energiebranche der jungen Generation zukunftsweisende Projekte mit alternativen Arbeitsweisen, flexiblen Arbeitszeiten und -orten und die Möglichkeit, international Erfahrung zu sammeln, erkennt Franziska Oehler. Klingt sehr gut! Darauf muss angestoßen werden: »Die Krüge hoch!« – für alle Wiesn Neulinge noch ein Hinweis: Bier wird im Festzelt traditionell nicht aus Gläsern und generell nicht aus Tassen getrunken. »Prost!« 


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