ls Harold Dwight Laswell 1948 seine berühmte Formel zu Papier brachte, wusste der Vater der modernen Kommunikationswissenschaft mit Sicherheit noch nicht, in welchen Kontexten wir heute darüber sprechen werden. Denn auch wenn man nicht KoWi studiert hat, geht die Laswell-Formel jeden etwas an: WER sagt WAS in welchem KANAL zu WEM mit welchem EFFEKT? Wir kommunzieren heute auf Arten und Weisen, die vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar waren, und auch die Kanäle wurden mit der Zeit immer vielfältiger. Damit sind nicht nur die immer neuen Funktionen unserer bevorzugten Chatprogramme gemeint. Auch die intelligente Glühbirne im Badezimmer wird zum Empfänger unserer Nachricht (»Licht an, bitte«), kommuniziert durch den Kanal des Smart-Home-Gerätes. Mit dem Effekt: Die Lampe leuchtet auf... oder auch nicht. Denn was passiert, wenn der Kanal Ärger macht; er verstopft oder überlastet ist? Dieses Problem gehört immer wieder dazu, wenn man über moderne Kommunikation, 5G oder das Internet der Dinge spricht. Deutschland vollbringt in Sachen digitaler Ausbau alles andere als Höchstleistungen. Zwei der größten Ärgernisse dabei: Kein ausreichender Breitbandausbau und viel Bedarf in Sachen Datensicherheit. Was hier gebraucht wird, sind neue innovative Kräfte aus den Bereichen Ingenieurwesen und IT, um die Kanäle frei zu kriegen.
Schnell mal verlegt
»Das übergeordnete Ziel ist superschnelles Internet mit mindestens 1 Gigabit/s in ganz Deutschland bis 2025«. Das verspricht das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit Bezug auf den aktuellen Koalitionsvertrag. Dass dieses motivierte Ziel bald Realität ist, wird immer unwahrscheinlicher, denn immer noch sieht die Karte der Glasfaseranschlüsse ziemlich grau aus – gerade im ländlichen Bereich und im Osten der Republik. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) macht auf die Dringlichkeit des schnellen Internetausbaus aufmerksam, vor allem im Zusammenhang mit der Zunahme an Homeoffice. Die größten Probleme: das Fehlen einer einheitlichen Normierung bei der Glasfaserverlegung, quälende Genehmigungsverfahren und der Mangel an entsprechend ausgebildeten Fachkräften – sowohl bei der Verlegung als auch der Entwicklung von modernem Internet. Die Initiative ›Fachkräfte für den Glasfaserbau‹ will über die Karriereaussichten der Branche informieren und spricht dabei besonders Studierende, Berufsanfänger*innen und Quereinsteiger*innen an. Gerade Studis aus technischen Bereichen stehen im Fokus. Sollte also Elektrotechnik, Bau- oder Wirtschaftsingenieurwesen zu deinen Fächern gehören, lohnt es sich, über einen Einstieg in die Glasfaserbranche nachzudenken. Bereits absolvierte Praktika in passenden Unternehmen sind für den Berufseinstieg unabdingbar, gehören meist aber ohnehin zu technischen Studiengängen. Zu deinen Soft Skills sollte auf jeden Fall eine hohe Motivation, Durchsetzungsfähigkeit und Frustrationstoleranz gehören, denn auch mit den innovativsten Ideen geht der Ausbau von Breitband in der Realität leider noch schleppend voran. Aber: Du kannst dir sicher sein, dass du in eine sehr zukunftssichere Branche eintrittst, deren Möglichkeiten in den nächsten Jahren immer weiter und schneller wachsen werden.
IT – Nach Hause telefonieren
Der Ausbau der modernen Kommunikation ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass die Branchen von Ingenieurswesen und IT bereits heute Hand in Hand gehen und sich in der nächsten Zukunft weiter annähern werden. Also solltest du, auch wenn dein Ingenieursherz für Elektrotechnik oder Bauwesen schlägt, ein grundlegendes Wissen und Interesse an Informatik haben. Genauso solltest du dich als ITler*in auch für Naturwissenschaften, Technik und Mathematik interessieren, wenn du am Breitbandausbau mitarbeiten möchtest. Die Initiative ›Fachkräfte für den Glasfaserausbau‹ wendet sich im IT-Sektor vor allem an Studierende aus Fächern wie der Telekommunikationsinformatik. Doch auch als Quereinsteiger*in kannst du mitwirken, da es mittlerweile viele unterschiedliche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt.
Eine sichere Sache
Die Möglichkeiten für ITler*innen hören nicht am Verteilerkasten auf. Auch wenn bald sogar das kleinste Dörfchen mit Glasfaser versorgt sein sollte und die Grundlage für Smart Homes und technisch einwandfreie Telearbeit geschaffen ist, geht die Arbeit der IT weiter. Es stellt sich die Frage, was mit unseren Daten passiert, wenn die digitale Kommunikation immer intensiver wird. Werden dann auch die Sicherheitslücken größer? Damit das nicht eintritt, ist auch bei noch nicht voll ausgebautem Netz die Data Security ein prominentes Thema und begleitet den praktischen Fortschritt der Kommunikationsentwicklung. Nicht nur betrifft die Sicherheit unsere persönlichen Chatverläufe mit Mama oder die geistigen Ergüsse, die wir mit Siri und Alexa teilen: Jede Firma, Bank oder Behörde, die sich in irgendeiner Weise im Internet bewegt, muss sich Gedanken um die Sicherheit von Daten machen. Dementsprechend gut sehen die Arbeitsbedingungen für Berufseinsteiger*innen aus. Die Praxis zeigt nämlich, dass bei den meisten Unternehmen dort größter Nachholbedarf besteht. Laut der Studie zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2020 werden Cyber-Angriffe häufiger und auch das allgemeine Vertrauen der Gesellschaft in Datensicherheit ist noch deutlich gering. Daher sind viele große und kleine Unternehmen auf der Suche nach Talenten. Es gibt aber auch selbstständige Agenturen, in denen du als Expert*in für Datensicherheit aktiv werden kannst. Wichtig ist, dass du ein hohes Maß an Flexibilität und Kreativität mitbringst, denn kein Hacker-Angriff ist wie der andere. Du siehst: Die ›Kanalarbeiten‹ sind noch in vollem Gange. Bis wir alle schnell, einfach, sicher und auf moderne Weise kommunizieren, braucht es noch eine Weile – und vor allem motivierte neue Kräfte auf dem Arbeitsmarkt.
Fasern zum Faseln – Ist die Moderne Kommunikation auf gutem Weg?
Einerseits
»Die Digitalisierung ist der wohl gravierendste Umbruch unserer Zeit. Neue Technologien und Dienstleistungen durchdringen nahezu jeden Bereich des täglichen Lebens und Wirtschaftens. Die flächendeckende Versorgung unseres Landes mit leistungsstarken Breitbandanschlüssen und der in einem weiteren Schritt notwendige Aufbau von Gigabitnetzen sind daher Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und steigenden Wohlstand.« Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Alle brauchen Gasfaser
»Mobilfunk und Lichtwellenleiter-Technologie sind untrennbar miteinander verbunden. Schon beim heutigen Mobilfunkstandard LTE ist Glasfaser notwendig, um hohen Auslastungen gerecht zu werden.« Initiative ›Fachkräfte für Glasfaserausbau‹
Andererseits
»Schon heute ist absehbar, dass die angestrebten Ziele kaum erreicht werden können: Tiefbauunternehmen kommen an ihre Kapazitätsgrenzen, der Mangel an qualifizierten Fachkräften, [...] Kapazität der Genehmigungsbehörden und lange Genehmigungsdauern behindern den Ausbau der flächendeckenden Breitbandversorgung in Deutschland.« Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE)
Nachholbedarf
»Cyber-Angriffe werden immer ausgefeilter. Gleichzeitig wird die ITAbhängigkeit der Unternehmen, des Staates und der Bürger immer größer, wodurch das Schadenspotenzial zunimmt.« Bundesminister Horst Seehofer im Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2020 des Bundesamts für Sicherheit und Informationstechnik