Herzstück datenbasierter Gesundheitsforschung: Die Medizininformatik. Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sieht großes Potential in diesem Bereich. Die Medizininformatik- Initiative (MII) setzt sich dafür ein, Patientendaten bundesweit digital zu vernetzen. Ziel: Bessere Forschung und eine schnellere Aufklärung und individuelle Behandlung von Krankheiten. 300 Millionen Euro – mit diesem Betrag fördert das BMBF die Medizininformatik- Initiative bislang.
KI stellt Diagnose?
Was machen Medizininformatiker eigentlich? Sie entwickeln selbstständig oder im Team IT-Lösungen zur Digitalisierung der jeweiligen Gesundheitseinrichtung. Grundkenntnisse in der Medizin notwendig? Auf jeden Fall, weil sie sind die Basis dafür, zu verstehen, wo die Bedürfnisse im Gesundheitswesen liegen. In Deutschland kann mittlerweile an mehreren Standorten Medizininformatik im Bachelor oder Master studiert werden. Einer davon ist die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH). Laut dem dort zuständigen Studienfachberater und Professor Christoph Palm sei ein Aspekt der Medizininformatik, bildgestützte Diagnosen oder sogar Operationen zu erleichtern. Wie das funktioniert? Mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Für diese hochkomplexen Systeme bedarf es einer einwandfreien Infrastruktur. Um diese zu gewährleisten, betreiben und evaluieren Medizininformatiker IT- und Kommunikationssysteme – auch für medizintechnische Geräte.
Studiengang-Skelett
Ganz klar, um Fächer wie medizinische Dokumentation oder E-Health kommen Studierende der Medizininformatik nicht herum, aber auch Biometrie oder Radiologie sind Bestandteil des Lehrplans. Universitäten oder Hochschulen arbeiten oft eng mit medizinischen Fakultäten oder Universitätskliniken zusammen, so auch an der OTH Regensburg – das ermöglicht praxisnahes Lernen. Prof. Palm beschreibt den Studiengang als »fundierte Informatikausbildung in Kombination mit speziellen Kenntnissen der Medizin – wie Fachvokabular, Methodik, ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen sowie typische Abläufe in Krankenhäusern. « Seit dem Wintersemester 2021/2022 kann das Fach an der Fachhochschule Dortmund sogar dual studiert werden. Dabei haben Bachelorstudierende die Chance, in neun Semestern, den Beruf praxisnah zu erlernen und verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen. Die Schwerpunkte Gesundheitsversorgung und Medizintechnik bereiten angehende Bachelorabsolventen umfangreich vor.
Gutes Tun
Neben einer Affinität für die medizinische sowie technische Branche, sind Eigenschaften wie Eigeninitiative und Lernbereitschaft Voraussetzung. Prof. Palm fügt zudem die Neugier und den Wunsch, etwas Gutes zu tun, hinzu. Durch das Ausarbeiten verschiedener Konzepte, die auch in der Praxis getestet werden müssen, ist zudem Zusammenarbeit und Kommunikationsfähigkeit gefragt. Prof. Scherag, Direktor des Instituts für Medizinische Statistik, Informatik und Datenwissenschaften am Universitätsklinikum Jena, sieht vor allem Potential in der Infrastruktur. »Digitalisierung wird in Deutschland leider immer noch zu sehr als rein technische Herausforderung gesehen «, so Prof. Scherag. »Wenn ich viel Geld in Hardware investiere, die aber niemand bedienen oder gar administrieren kann, dann hilft das nicht weiter. In der Medizininformatik-Initiative wurde hier vieles besser gemacht, weil man in Infrastruktur investiert hat, die insbesondere auf interdisziplinäre Teams setzt.«
Workspace Krankenhaus only?
Vor allem in Krankenhäusern, Arztpraxen, Gesundheitsämtern, Pharmaunternehmen oder auch in Software- und Medizintechnik- Firmen sowie bei Krankenkassen sind Medizininformatiker gefragt. Ebenfalls ein spannendes Feld: die Forschung. Diese arbeitet beispielsweise an der Entwicklung informationstechnischer Geräte für die Gesundheitsbranche. Des Weiteren können Absolventen als Datenbankentwickler für medizinische Datenbanken Arbeit finden.
Heile Zukunft
Auch im Gesundheitswesen ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken, weshalb der Bedarf an qualifizierten Fachkräften stetig steigt. Für Alumni sind die Jobaussichten in diesem Bereich nicht nur rosig, sondern auch vielfältig. Prof. Palm von der OTH Regensburg weiß, dass seine Absolventen beste berufliche Aussichten haben: »Medizininformatikerinnen und -informatiker sind extrem gesucht, nicht nur in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens, sondern auch in der Softwareentwicklung für das Gesundheitswesen: angefangen mit der Medizintechnik bis zu Krankenhausinformationssystemen – einem der umsatzstärksten Industriezweige Deutschlands.« Wer seine Chancen noch verbessern will, hat die Möglichkeit seinen Master in Digital Health, Human-Centered Computing oder in der Medizininformatik fortzuführen.