Kurzarbeit, Corona, Homeoffice, Zoom-Meeting. Nur ein Teil der Wörter, die wir 2021 einfach nicht mehr hören können und wollen. Dass die IT-Branche ebenfalls nicht ungeschoren durch die Pandemie kam, das müsste mittlerweile bei jedem angekommen sein. Wir blicken kurz auf die Auswirkungen von Corona und speziell auf das, was diese mit Recruiter*innen und Jobsuchenden in der Informatik-Branche gemacht haben, wie sich der Arbeitsmarkt verändert hat. Ein Blick in die Zukunft! Was tut sich in Sachen Web- und Softwareentwicklung, welche Programmiersprachen sind gerade der Hit und wie gelingt der Einstieg in den Job?
Status quo
Derzeit liegt die Zahl offener IT-Stellen auf dem deutschen Markt bei einem Rekordhoch. Heißt: 86.000 Stellen, die von IT-Expert*innen besetzt werden wollen. Jedes zehnte Stellenangebot in Deutschland richtet sich an IT-Fachkräfte, das geht aus dem DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2021 hervor. Was heißt das für Unternehmen? Innovationen geraten ins Stocken, die notwendige digitale Transformation wird verhindert und nicht besetzte Stellen kosten dem Unternehmen Geld. Obwohl sich der Mangel aktuell verringert, ist dieser Wert der zweithöchste ermittelte seit der Erhebung im Jahr 2011. Das ergab die gegenwärtige Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Kräfte des Verbandes Bitkom. Laut dem Softwareentwicklungs-Experten Dr. Holger Schwichtenberg gibt es in Deutschland seit Jahren eine sehr hohe Nachfrage nach Softwareentwickler*innen, die bei weitem das Marktangebot überschreitet. Ein Job in der Softwareentwicklung bedeute nicht zwangsläufig das eigenhändige Schreiben von Programmcodes. Laut des DEKRA-Reports haben Softwareentwickler*innen inzwischen facettenreiche Aufgabenbereiche, die über das Programmieren hinaus reichen. Entwickeln von Software, Valdidieren und Testen, Wartung, Dokumentation und Softwareanalyse sind nur einige Buzzwords des Aufgaben-Portfolios moderner Developer*innen. Verschiedenste Spezialisierungen wie Wirtschafts-, Geo-, Umwelt-oder Medieninformatik eröffnen zudem viele berufliche Optionen.
20% mehr Stellen in der Software-Entwicklung im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau.
Wie so oft sind die Stellen, die auf dem Markt verfügbar sind zum größten Teil nicht deckungsgleich mit denen, die von Absolvent*innen und Berufseinsteiger*innen gesucht werden.
174,4 Milliarden Euro sollen 2021 auf dem deutschen ITK-Markt umgesetzt werden.
Spitzenreiter bei den Suchanfragen von jungen Talenten sind beispielsweise Data Scientists, Softwareentwickler*innen Frontend, Frontend Developer, Fullstack Developer und Webentwickler*innen. Sage und schreibe 24.820 von einer Millionen Klicks sind den Data Scientists zuzuordnen. Das ergibt eine Stellenanalyse von Indeed im Zeitraum von Februar bis April 2021. Nicht verwunderlich, denn Data Science ist ein aufstrebender Berufszweig in der IT-Branche. Und kaum ein Unternehmen kommt heutzutage noch ohne Daten-Spezialist*innen aus. Und wie sieht’s auf der anderen Seite aus? Besonders gesucht sind bei Unternehmen Softwareentwickler*innen, IT-Techniker*innen und Mitarbeiter*innen im IT-Support. Die genannten Stellenangebote belegen die ersten drei Plätze der ausgeschriebenen Jobs, die bei Indeed gelistet sind. Rund 38.510 von einer Millionen Ausschreibungen der Job-Plattform kommen auf Softwareentwickler*innen. Das Institut der deutschen Wirtschaft berichtet über einen erheblichen Fachkräfte-Mangel im April 2021 der die MINT-Berufe betrifft. Laut den Zahlen des Instituts kommen etwa 359.000 offene Stellen auf nur 228.500 Personen, die sich arbeitslos meldeten und Ambitionen für einen MINT-Beruf hegen.
UX-Design
Was genau ist das? Abkürzung für User Experience Design und lässt sich als Komponente der Human Computer Interaction verstehen. Die Nutzererfahrung ist ein zentraler Faktor nahezu sämtlicher digitaler Angebote, von der Internetseite bis zur mobilen App. UX-Design lässt sich in spezielle Teilbereiche wie Web-, App- und So!waredesign unterteilen. Es spielt auch in der Suchmaschinenoptimierung eine wesentliche Rolle.
Clean Code
Was genau ist das? Ist ein Begriff aus der So!wareentwicklung und adressiert die klare, verständliche, nachvollziehbare, logische und disziplinierte Implementierung von Code. Ziel ist es, So!ware effizient und effektiv zu produzieren, und dabei den Code so zu gestalten, dass er leicht lesbar, änderbar, erweiterbar und zu warten ist.
Code-Freeze
Was genau ist das? Bezeichnet innerhalb eines So!wareprojekts den Zeitpunkt, ab dem sich der Quellcode der So!ware bis zur endgültigen Veröffentlichung der aktuellen Version nicht mehr ändern soll. Erlaubt sind allerdings noch Änderungen, die schwerwiegende Fehler in der So!ware vermeiden sollen. In der Praxis wird der Code-Freeze in der Regel am Beginn der Systemphase festgelegt.
Nerds 2.0
NGNs sind die Next Generation Nerds – das wissen wir vom Betriebswirt und IT-Manager Christian Kutzner. Und dabei geht es nicht um »We want you«, sondern der moderne IT-Crack sucht sich selbst aus, für wen er arbeiten will. Schon lange sind die veralteten Nerd-Klischees Schnee von gestern. Was braucht es, um kompetente Programmierer*innen für sich zu gewinnen? Eigentlich ganz einfach: Ein faires Miteinander unter den Kolleg*innen, eine nahbare Geschäftsführung und flache Hierarchien. Nachwuchsförderung und Praktika, die den Studierenden den echten Firmenalltag zeigen erhöhen die Chancen von NGNs gefunden zu werden. Kennste einen, kennste alle gilt hier nur bedingt. Kutzner hat die IT-Spezialist*innen genauer unter die Lupe genommen und in verschiedene Typen unterteilt. So spricht er vom Autodidakt, dem digitalen Halbnomaden, dem Troubleshooter, dem Cyberkriminalist und dem Tausendsassa. Die einzelnen Typen werden natürlich überspitzt skizziert und sind in Real-Life nicht in ihrer Reinform anzutreffen.
Hohe Auffassungsgabe, check. Arbeiten im Alleingang, check. Hier handelt es sich laut Kutzner um den Autodidakten. Er versteht es Zusammenhänge und Abhängigkeiten über seinen Fachbereich hinweg zu begreifen und löst Hard- wie Softwareprobleme schnell und präzise. IT-Autodidakten sind kreativ und wahrscheinlich die Tüftler und Bastler unter den IT-Professionals.
Ein bisschen Gewohnheit und ein bisschen Abenteuer. Das mag der digitale Halbnomade. Durch seine Projektarbeit trifft er auf viele unterschiedliche Menschen, Teams und Unternehmen, fühlt sich aber nur bei einem festen Arbeitgeber so richtig zuhause. Seine kommunikative Art ist die Basis für langfristige Kundenbeziehungen und räumt damit alte Klischees vom Tisch, die besagen, dass ITler*innen eigenbrödlerische Nerds sind. Ein weiterer IT-Typ ist der Cyberkriminalist. Er entdeckt Schwachstellen in IT-Strukturen und kennt die Weiten der DSGVO wie seine eigene Westentasche. Cyberangriffe und Datenschutzfragen sind derzeit ein riesiges und vor allem sensibles Thema, deshalb prognostiziert Christian Kutzner, dass IT-Spezialist*innen in diesem Unternehmensbereich in naher Zukunft unverzichtbar sind. Der nächste Kandidat sieht sich gerne als IT-Superheld. Ein Projekt gerät in Not? Kein Problem, der Troubleshooter ist sofort zur Stelle. Talentmix aus Einfühlungs- und Abstraktionsvermögen ist am Start und gilt fast als ein Alleinstellungsmerkmal für den Problemlöser. Zielorientiert, ruhig und mit zwischenmenschlichem Feingefühl löst dieser Typ Teamblockaden. Der Tausendsassa ist der letzte Typ im Bunde der Next Generation Nerds. Er oder sie verfügt über jahrelange Berufserfahrung. Der Tausendsassa ist mit vielen Wassern gewaschen und hatte schon mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. Das hilft ihm oder ihr dabei auch fachfremden Menschen Fachbegriffe und Programme näher zu bringen. Daher kann er komplexe Sachverhalte für IT-Laien in Alltagssprache übersetzen.
Dieser kleine Exkurs zeigt, wie vielseitig die IT-Branche und damit auch das Berufsfeld des Softwareentwickelnden ist. Viele Möglichkeiten also, einen Bereich zu finden, für den junge Berufseinsteiger*innen brennen.
Extreme Programming ist eine Methode, die das Lösen einer Programmieraufgabe in den Vordergrund stellt. Geringere Bedeutung wird dabei einem formalisierten Vorgehen beigemessen.
Was wird?
»Der Entwickler*innenmangel begrenzt bei einigen Unternehmen das Wachstum. Die Unternehmen suchen daher längst nicht nur in Jobbörsen nach Softwareentwickler*innen, sondern werben stark auf Veranstaltungen für Entwickler*innen und in zielgruppenspezifischen Online-Foren um Personal«, so Dr. Schwichtenberg. Und wie steht’s mit Corona? Ja, es ist ein leidiges Thema, aber die Pandemie macht ja auch was mit dem Stellenmarkt. Deshalb fragt man sich zurecht: Hat Corona auch die IT-Branche getroffen? Hierauf hat der Softwareentwicklungsexperte eine Antwort. Die IT-Branche wurde seiner Meinung nach im positiven wie im negativen Sinne getroffen. Hardware und allgemein IT-Dienstleistungen haben sich natürlich sehr gut verkauft, als Millionen Beschäftigte ins Homeoffice wandern mussten.
»Homeoffice wird auch nach der Pandemie ein wichtiges Kriterium für Jobsuchende sein.« Frank Hensgens, Geschäftsführer Indeed DACH
Dennoch gab es auch Kurzarbeit in der Softwareentwicklung, denn viele Unternehmen haben ihre IT-Projekte erstmal gestoppt. Hört sich absurd an, ist aber auch logisch, denn gerade in diesem Bereich lässt sich leicht sparen. Die alte Software wird einfach noch ein paar Jahre weiter genutzt und nicht in naher Zukunft durch eine neuere ersetzt. Holger Schwichtenberg zeigt sich trotzdem zuversichtlich, denn mittlerweile seien die meisten Betriebe wieder im Normalbetrieb, einige sollen auch eine deutlich erhöhte Nachfrage erleben. Dennoch ist laut stellenanzeigen.de nicht abzusehen, welche konkreten Auswirkungen die Pandemie auf den IT-Markt haben wird. Der Grund für den stetig ansteigenden Bedarf an IT-Expert*innen ist in erster Linie die Digitalisierung. Mit genauen Prognosen und Trends halten sich Fachleute derzeit noch vornehm zurück.
Agile Softwareentwicklung
Was genau ist das? Das Wort »agil« kommt vom lateinischen »agilis«, was so viel bedeutet wie »flink, beweglich«. Wie der Name schon sagt, bezeichnet agile So!wareentwicklung Ansätze im So!wareentwicklungsprozess, mit dem Ziel die Transparenz und Veränderungsgeschwindigkeit zu erhöhen. Entwickelte Systeme können dadurch schneller implementiert und Risiken und Fehlentwicklungen minimiert werden.
Staging-Umgebung
Was genau ist das? Staging Environment ist eine Serverumgebung zum Test von Anwendungen und Webseiten unter näherungsweise wirklichkeitsgetreuen Voraussetzungen. Dabei kommen ähnliche Komponenten zum Einsatz wie in der Release-Version.
Future Developer Workplace
Arbeiten von zu Hause aus ist in der IT, besonders in der Softwareentwicklung, nichts Neues. Remote-Arbeit gehört schon immer zum Job-Alltag in der Branche. Einige Tage im Monat in den eigenen vier Wänden Coden? Kein Problem. Unterschied zur Prä-Corona-Zeit: Was früher die Ausnahme war, ist nun die Regel, quasi »die neue Normalität«, so Patrick Zimmermann, Geschäftsführer der knowhere GmbH in Hamburg. Auch wenn sich viele Arbeitnehmer*innen so langsam wieder nach einem gewohnten Büroalltag mit den Kolleg*innen inklusive Flurfunk sehnen, so bringt das Arbeiten daheim doch auch viele Vorteile. »Arbeitnehmer*innen genießen es, den Weg zur Arbeit zu sparen und Arbeitgeber*innen haben erkannt, dass motivierte Mitarbeiter*innen auch zu Hause gute Arbeit leisten«, so Schwichtenberg. Trotz der Vorteile, die das Homeoffice mit sich bringt, hat es auch seine Schattenseite. Denn häufig sind die Übergänge zwischen Arbeit und Privatleben im Homeoffice fließend. Deshalb gilt der Grundsatz: Organisation ist alles. Am besten kleine Zwischenziele setzen, die realistisch sind. Große Projekte kommen einem dann schon gar nicht mehr so groß vor. Diese Technik hat sich übrigens auch im Scrum bewährt. Eine klare Trennung von Job und Privatleben beugt einer Anhäufung von Überstunden vor.
Das Teamgefühl kann durch Zoom-Calls gestärkt werden. Natürlich ist eine digitale Besprechung via Mattscheibe nicht das Gleiche wie ein Real-Life-Meeting mit den Kolleg*innen im Büro, aber es hilft dabei, sich auszutauschen und andere Menschen zu Gesicht zu bekommen. Manche Arbeitnehmer*innen am Heimarbeitsplatz raten, die Kamera in jedem Online- Meeting einzuschalten und die Kolleg*innen ebenfalls dazu aufzufordern. Denn Mimik und Gestik spielen in konstruktiven Diskussionsrunden eine wichtige Rolle. Daniel Neumann ist Staff Software Engineer bei LeanIX und betont, dass oft auch der Griff zum Hörer eine gute Möglichkeit ist, um Probleme direkt zu besprechen und zu lösen. Das Telefonieren ist nicht mehr die erste Wahl, denn viele Unternehmen nutzen mittlerweile Tools wie Slack oder Microsoft Teams. Dabei kann es so einfach sein und beugt Missverständnissen, die über die Chatfunktion oder dem Screensharing entstehen können, vor. Was in der Vor-Corona-Zeit unvorstellbar war, wurde heute zur Normalität: In einigen Firmen gibt es tatsächlich Kaffee-Klatsch-Runden über Zoom, um den persönlichen Kontakt im Büro-Alltag zumindest annähernd nach Hause zu holen. Auch für Jobeinsteiger*innen gestaltet sich der Anfang während der Pandemie schwer. »Bei knowhere haben wir während der Corona-Hochphase nur Stellen für Berufserfahrene ausgeschrieben. Wir hatten zu großen Respekt davor, einen Job-Neuling einzustellen und diesem aufgrund der Remote-Arbeit gerecht zu werden und einen gelungenen Start zu ermöglichen«, erzählt Zimmermann. Und obwohl Remote-Arbeit der neue Berufsalltag ist, findet der Geschäftsführer, dass es wichtig sei, eine Base zu haben. Also einen festen geographischen Ort, an dem Konferenzräume zur Verfügung stehen und Firmen-Events stattfinden können.
»Für moderne Softwareentwickler*innen sind Kommunikationsfähigkeitenungemein wichtig. Ein*e Entwickler*in muss sehr präzise Fragen stellen können, denn gerade in der heute üblichen agilen Softwareentwicklung bekommt er/sie nicht mehr jede für die Implementierung notwendige Information.« Dr. Holger Schwichtenberg, Softwareentwicklungsexperte und promovierter Wirtschaftsinformatiker
Softskills und Handwerkszeug
Praktische Erfahrung sind auch in der Entwicklerbranche das A und O. »Gerade im IT-Bereich gibt es mehr Angebot an Arbeitsstellen als Absolvent*innen. Deshalb kann ich Student*innen nur empfehlen, frühzeitig Ausschau nach studentischen Hilfskraftjobs zu halten«, weiß Zimmermann. Auf diesem Weg können Studierende schon vor dem Ende ihres Studiums wichtige Berufserfahrung und Einblicke sammeln. Im Bewerbungsprozess fällt es ihnen dadurch leichter das richtige Unternehmen oder Start-up für sich zu finden. Neben praktischer Erfahrung ist die Kommunikationsfähigkeit ein wichtiger Skill. »Ein*e Entwickler*in muss sehr präzise Fragen stellen können«, meint Dr. Schwichtenberg, »denn gerade in der heute üblichen agilen Softwareentwicklung bekommt er nicht mehr jede für seine Implementierung notwendige Information in einem dicken Pflichtenheft fertig serviert«. Diese neue Art der Arbeit erfordert mehr Abstimmung und Verhandlung im Team. »Denn ohne gutes Teamwork ist ein Projekt von Grund auf zum Scheitern verurteilt, da man sich leicht verrennen kann«, weiß Stefan Jeglorz, Softwareentwickler der DEVWARE GmbH. Gute Analyse- und Konfliktlösungskompetenz ist deshalb sehr von Vorteil. »Wenn das Team gut zusammenarbeiten kann, bieten sich viele Vorteile: Ein Projekt kann nach dem Vier-Augen-Prinzip betreut werden und fördert die Arbeitsmoral jedes Einzelnen. Mehr Team-Mitglieder können bei einem Problem mitdenken und Ideen einwerfen«, so Jeglorz. Ausschlaggebend ist für Patrick Zimmermann, dass »der Bewerber oder die Bewerberin ins Team passt. Wenn ein*e Absolvent*in eine andere Programmiersprache beherrscht oder bisher in anderen Frameworks gearbeitet hat, ist das kein Ausschlusskriterum. Softskills wiederum, die nicht mehr erlernbar sind, schon.« Auch Softwareentwickler Stefan Jeglorz konnte während seiner Ausbildung ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie wichtig Kommunikationsfähigkeit ist. Zielgerichtete und korrekte Kommunikation, fachspezifische Formulierungen und ein starkes Pflichtbewusstsein seien Skills, die einem im Arbeitsleben zu Gute kommen.
Basis der Arbeit der Entwickler*innen ist die Programmiersprache. Die Bandbreite ist groß und der Überblick kann schnell verloren gehen. Auf den vorderen Seiten findest du eine kurze Übersicht, welche Programmiersprachen zur Zeit am gefragtesten sind und bei welchen Sprachen es sich lohnt, sie zu erlernen. Im Folgenden wird aber vor allem die aufstrebende Programmiersprache Python unter die Lupe genommen.
Derzeit super gehypt, da sie die wichtigste Sprache im Bereich des maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz ist. Bei ITler*innen deshalb sehr gefragt. Warum eigentlich?
Sicherlich ist ein Argument die gute Werbestrategie der Programmiersprache. YouTube ist voll damit. Und: Python ist massenkompatibel. Auch Nicht-Programmierer können in nur wenigen Wochen mit Python coden. Viele möchten so schnell wie möglich die Früchte ihrer Arbeit ernten. PyCharm ermöglicht das Debuggen und Coden ohne viel Drumherum. Zu den Features gehören Refactoring, Unterstützung des Webframeworks Django (Professional Version), direkter Zugriff auf die Google App Engine, Tools zur Versionskontrolle sowie vielfältige Möglichkeiten zum automatischen Erstellen und Vervollständigen von Codes. Außerdem verfügt Python über eine große Bibliothek in der Projekte visualisiert werden können. Egal ob Bildoperationen, Spielentwicklung, Data Science oder graphische Verwirklichungen, die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt und ihre Anwendungen lassen Programmier-Herzen höher schlagen. Auch für die Webentwicklung bietet Python zahlreiche Webframeworks. Die riesige internationale Community ist ein weiteres Indiz für den Erfolg der Sprache. Wer das Programmieren mit Python lernen will, kann das ganz einfach und an quasi jedem Endgerät mit Hilfe der Programmier-Gemeinschaft tun. Absolvent*innen sollte gesagt sein, dass sich die Pforte in große Unternehmen wie facebook, Amazon, Netflix oder Google leichter mit Python-Background überschreiten lässt.
69,7% unter 47.000 professionellen Softwareentwickler*innen weltweit nutzen JavaScript
86.000 offene Stellen für IT-Expert*innen auf dem deutschen Markt
6 Monate. So lange dauert es, eine freie IT-Stelle zu besetzen.
Back in the Future
In sämtlichen wissenschaftlichen Publikationen ist von Interaktion durch Sprache als Interaktion der Zukunft die Rede. Auch Dr. Kiryo Abraham, ist sich ziemlich sicher, dass sprachgesteuerte Assistenzsysteme zunehmend an Bedeutung gewinnen. Vor allem im Industrie-Bereich. Vor rund drei Jahren erkannte er, dass Alexa, Siri und Co. bei Konsumenten im Trend sind. Er adaptierte einen datenschutzkonformen, KI-basierten Sprachassistenten für den B2B-Bereich und gründete das Start-up Neohelden. Das Besondere: Das Programm lässt sich schnell implementieren und ist quasi für jedes Unternehmen adaptierbar. Der Sprachassistent wird zusammen mit den Neohelden konfiguriert. Danach folgt der Kick-Off in dem Organisation und Administration abgewickelt wird. Nach wenigen Wochen kann schon ein Prototyp entwickelt werden und die zweite Runde, das Testing, kann starten. Dabei steht dem Kunden ein dreiköpfiges Team aus Projektleitung, Conversational Designer*in und ITler*in zur Seite. Danach ist der Kunde an der Reihe und füttert das System mit Input, damit dieses dediziert dazulernen kann. Kiryo Abraham hält sprachbasierte Systeme für vielversprechend, denn in anderen Ländern seien vergleichbare Programme schon auf dem Vormarsch. »In Deutschland gibt es in diesem Bereich vor allem im B2B-Markt noch viel Potenzial«, meint Dr. Abraham. Hauptproblem sei die Abwanderung guter IT-Absolvent*innen ins Ausland, da dort die Bezahlung besser ausfalle als hierzulande. Der CEO von Neohelden referiert außerdem am KIT und rät den Studierenden, sich für KI und die sprachbasierte Entwicklung zu informieren und weiterzubilden.
Money, money, money
Wenn du den Jobmarkt für Entwickler*innen im Blick hast und die passenden Skills mitbringst, steht dir die Welt ins Code-Königreich offen. Unternehmen lassen sich gute Entwickler*innen ordentlich was kosten. Sie locken nicht nur mit guten Gehältern und Nebenleistungen, sondern vor allem mit flexiblen Einsatzzeiten/-orten und guter Teamstimmung. Das gegenseitige Abwerben per Headhunter ist an der Tagesordnung. Dieser Trend wird laut Dr. Holger Schwichtenberg anhalten, »sofern nicht eine allgemeine Wirtschaftskrise kommt«.
Bevor der Eintritt ins Berufsleben gelingt, heißt es aber erstmal Bewerbungen schreiben. Um sowohl auf Unternehmens-, als auch auf Bewerberseite Enttäuschungen zu vermeiden, »werden Arbeitgeber immer dahingehend beraten, den Aufgabenbereich möglichst den Tatsachen entsprechend wiederzugeben«, so Felix Altmann, Senior Corporate Communications Manager bei Indeed. Er sieht vor allem das Problem darin, dass übertrieben attraktive Stellenausschreibungen vielversprechende Talente anziehen, diese aber nicht lange gehalten werden können, wenn im Arbeitsalltag die Ernüchterung folgt. Das Phänomen ist in der Branche bereits als Resume Driven Development (RDD) bekannt. Junge Entwickler*innen wählen Softwarearchitekturen, technische Lösungen, Methoden und Protokolle nicht aufgrund ihrer Effizienz, sondern nur, weil sie im Lebenslauf besser aussehen. Denn häufige Jobwechsel sind in der heutigen Berufswelt keine Seltenheit mehr. Developer-Newbies erhoffen sich durch ihr breites Spektrum an Technologien, die sie bereits angewandt haben, bessere Jobchancen. Auf der anderen Seite möchten sich Unternehmen für potenzielle Bewerber*innen interessant machen. Deshalb locken sie junge Talente mit neuen Technologien, obwohl etablierte Systeme und Anwendungen bereits erprobt sind.
Long story short
Die IT-Branche ist nach wie vor ein vielversprechendes Pflaster. Zwar ist sie von Corona auch nicht ganz verschont geblieben, dennoch ist die Nachfrage nach kompetenten und gut ausgebildeten Fachkräften höher denn je, einzig im Jahr 2018 lag die Nachfrage auf einem höheren Niveau. Wenn du als Studierende*r die Trends bezüglich Künstlicher Intelligenz, Data Science und Maschinellem Lernen im Auge behältst und dich dementsprechend weiterbildest, bist du gut aufgestellt. Da beim Programmieren und Coden auch mehr und mehr in Teams gearbeitet wird, solltest du offen gegenüber anderen Menschen sein, Empathie zeigen und kommunikationsstark sein. Zudem ist Flexibilität das A und O – sowohl im Kopf als auch im Arbeitsumfeld. Teamwork erfordert, sich auch in Nicht-ITler*innen hineinversetzen zu können, damit konstruktiver Austausch stattfinden kann. Egal ob im Homeoffice oder im Büro: Coronabedingt haben viele Firmen den Schritt ins Homeoffice gewagt und lassen ihre Mitarbeiter*innen auch weiterhin von zu Hause aus arbeiten. Sie haben bemerkt, dass sie auch in den eigenen vier Wänden durchaus produktiv arbeiten.
Aller Anfang ist schwer: Auch Stefan Jeglorz hat zu Beginn seines Berufslebens lernen müssen, mit ungewohnten Situationen umzugehen. So erzählt er, dass er es nicht gewohnt war in direktem Kontakt mit Kunden zu treten und diese umfassend im Bereich der Softwareentwicklung zu beraten. »Wenn man sich aber genug Zeit nimmt, alle Prozesse und Arbeitsweisen des Unternehmens zu verstehen, um dies auch verinnerlichen zu können, dann gewöhnt man sich auch an solche Situationen«, ermutigt Stefan alle Berufseinsteiger*innen.