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Ausgespielt? – Arbeiten in der Gamesbranche 2023

Vor allem in den zwei Jahren der Corona-Pandemie ist die deutsche Games-Branche noch stärker gewachsen – Attraktive Karrieremöglichkeiten inklusive.

»Ey, ich kann's gar nicht gewesen sein! Ich war gerade die ganze Zeit oben, um den Strom zu fixen!« Sätze wie diese werden so oder so ähnlich mehrfach ins Mikrofon des Headsets gebrüllt – immer dann, wenn sich ein paar Freunde dazu entschließen, »Among Us« zu spielen. Im November 2020 sind solche Ausrufe wohl besonders häufig gefallen, denn da hat das Indie-Game mit 500 Millionen aktiven Spielern alle Rekorde gebrochen. Nicht nur »Among Us«, das vom Konzept an das Gesellschaftsspiel »Werwölfe« erinnert, zeigt: In der Pandemie ist Deutschland noch stärker zu einer Zocker-Nation geworden. »Seit 2019 spielen rund sechs Prozent mehr Menschen – damit wird eine Rekordzahl der Gamerinnen und Gamer in Deutschland verzeichnet«, meldet der Jahresreport der deutschen Spielebranche 2022. »Der Umsatz mit Games und entsprechender Hardware stieg um 17 Prozent auf rund 9,8 Milliarden Euro«, sagt Felix Falk, Geschäftsührer von »game« – dem Verband der deutschen Games-Branche.

»Einer der Hauptgründe für die starke Zunahme ist die gestiegene Anzahl von Spielerinnen und Spielern. Bereits 2020 wuchs diese um fünf Prozent, 2021 kamen weitere Spielerinnen und Spieler hinzu. Denn im Laufe der Pandemie  konnten Computer- und Videospiele ihre Stärken als soziales Medium voll ausspielen.« Angesichts dieses Zuwachses verwundert es nicht, dass die Games-Branche zu einer immer größeren Wirtschaftskraft wird und mit der neuen Bundesregierung die Zuständigkeit vom Ministerium für Verkehr und Digitalisierung ins Wirtschaftsministerium gewechselt ist.

100 Lebenspunkte

Blättert man durch die Seiten des Jahresreports der deutschen Gamesbranche und betrachtet die mintgrünen Diagramme und Pfeile, so gehen die zum absoluten Großteil in eine Richtung: nach oben! Sei es die Downloadanzahl von Apps, der Kauf von Gaming-Hardware oder der generelle Umsatz der Branche – fast überall ist für das Jahr 2021 ein deutliches Wachstum abzulesen. »So wuchs nach dem Sprung um 20 Prozent im Vorjahr die Anzahl der Games-Unternehmen innerhalb eines Jahres um weitere fünf Prozent auf 786«, erklärt Falk im Vorwort des Jahresreports, »Gleichzeitig bewerten die Unternehmen, wie unser »game Branchenbarometer« Mitte 2021 gezeigt hat, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich als eher niedrig. Wenn wir also das volle kulturelle, wirtschaftliche und technologische Potenzial der Games-Branche in Deutschland nutzen wollen, liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.« Von den 786 Unternehmen – die Games entwickeln und/oder vertreiben – sind es vor allem die kleinen Betriebe, die den absoluten Großteil des Marktes ausmachen. Der Bericht gibt an, dass über 28.000 Arbeitsplätze durch die Branche gesichert werden.

Deine Taschen sind voll

Wer seine Karriere im Gamingsektor plant, wird momentan dementsprechend offen empfangen. Davon kann auch Michael Zillmer erzählen, COO und Mitbegründer des Entwicklerstudios »InnoGames«: »Angesichts eines langjährigen stetigen Wachstums, das dazu geführt hat, dass Gaming sowohl die Musik-, als auch die Film-Branche in Deutschland vom Umsatz her in den Schatten stellt, werden Spielefirmen zunehmend als sichere und zukunftsfähige Arbeitgeber wahrgenommen. Mit der Veröffentlichung unserer Gehaltsbänder haben wir zudem kürzlich dazu beigetragen, Gehaltstransparenz zu schaffen und mit dem noch immer weit verbreiteten Vorurteil aufzuräumen, dass unsere Branche nicht gut zahlt.« Des Weiteren stellt die Studie »Die Games-Branche in Deutschland 2018/19/20« von der HMS Hamburg Media School fest: Gehaltsunterschiede nach Erfahrung und Position seien in Deutschland eher gering. 2020 habe das Einstiegsgehalt auf ähnlichem Niveau wie in den USA gelegen. Beim Start in die Spieleentwicklung steigt man stets in ein äußerst diverses Team aus verschiedenen Expertisen ein. Michael Zillmer berichtet, für die Entwicklung eines Spiels brauche es »zunächst Analysten und Produktmanager, um nach Lücken oder Spitzen auf dem Markt zu suchen, die kommerziellen Erfolg versprechen. Danach wird das Fachwissen unserer Game-Designer benötigt, um Spielsysteme, Levels, Funktionen, Ereignisse usw. zu entwerfen, die dann von unseren Programmierern umgesetzt werden.« Weiterhin brauche es unter anderem Artists für die Grafiken und Characterdesigns und Qualitätstester, die dafür sorgen, dass das Spiel die Qualitätsstandards des heutigen Marktes erfüllt oder sogar übertrifft, so Zillmer.

Fähigkeiten leveln

Durch diese enorme Vielfalt eines Entwicklerteams ist es natürlich ziemlich schwierig, pauschale Empfehlungen abzugeben, welche Fähigkeiten oder Studiengänge für einen Einstieg in die Spielebranche nötig sind. Zwar gibt es bereits Studiengänge, die auf die Entwicklung von Games ihren Fokus legen. Allerdings ist das keineswegs Voraussetzung und Studierende aus den unterschiedlichsten Fachbereichen können in der Branche Fuß fassen. Michael Zillmer gibt hier den Tipp, »bereits während des Studiums an kleinen interdisziplinären Games-Projekten mitzuarbeiten, um ein Verständnis für die verschiedenen Disziplinen und die Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit anderen zu entwickeln.« Auch über die nötigen Soft Skills, weiß der InnoGames-Gründer zu berichten: »Abgesehen von einer Leidenschaft für Games und das eigene Beschäftigungsfeld spielt Teamfähigkeit eine zentrale Rolle. Manche Spiele entstehen noch im Alleingang, aber in einem Unternehmen wie InnoGames arbeitet man in interdisziplinären Teams zusammen. Noch dazu beschäftigen wir Menschen aus über 40 Nationen. Daher sind Offenheit und Verständnis für andere Arbeits- und Sichtweisen extrem wichtig.« Auch gute Englischkenntnisse sind durch die Internationalität der Branche unverzichtbar.

Wähle Dein Team

Wer bei Spieleentwicklung erst einmal an die großen Titel der Branche wie GTA, The Witcher oder Cyberpunk denkt, unterschätzt möglicherweise die enorme Marktkraft der Mobile Games. Allein 2021 ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro gewachsen. Den Großteil des Umsatzes generieren dabei In-App-Käufe. Als Unterschiede zur Entwicklung von Konsolenspielen seien laut Zillmer vor allem die kleineren Teams sowie ein deutlich niedrigeres Budget zu nennen. »Im Fall von Konsolenspielen, von denen auch physische Exemplare verkauft werden – was ja noch die Regel ist – kommen Unterschiede beim Termindruck hinzu«, so der InnoGames-Gründer.

Doch egal, ob Entwicklung für Mobile oder Konsole; ob großes Studio oder kleiner Indie-Betrieb – du kannst sicher sein, in eine derzeit florierende Branche einzusteigen. Die Spielemesse Gamescom 2022 stand unter dem Motto »The Heart of Gaming«. Werde auch du Teil des Organismus, der dieses Herz schneller schlagen lässt!


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