Roboter, Konsole, Kabel, Wand, Rost, Metall
Credits: Unsplash/rod-long

Neun spannende KI-Projekte im Kurzportrait

Zwischen Städteplanung und Wearables

 

KI verbindet

Ein Forscherteam der Universitäten Halle- Wittenberg, Jena und Lund in Schweden entwickelte eine Künstliche Intelligenz auf Basis Maschinellen Lernens, die komplexe Berechnungen in kürzester Zeit am Com- puter ermöglicht. So konnten schon viele Tausend neue potenzielle Verbindungen verschiedenster Materialien identifiziert werden. Bisher sind 50.000 stabile an- organische Verbindungen bekannt. Wofür sind sie wichtig? Sie gelten als Grundlage für Solarzellen oder helfen bei der Entwicklung von Halbleiterelektronik. »Es gibt aber noch deutlich mehr, die theoretisch existieren können – wenn man sie künstlich herstellt«, weiß Physiker Prof. Miguel Marques von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Vorteil durch die KI: Forschende erspa- ren sich unzählige, mühsam durchgeführte Expertimente im Labor, denn KI-basierte Simulationen erbringen die gleichen Ergeb- nisse. Als Schwierigkeit sieht Prof. Marques derzeit die hohe benötigte Rechenpower der Technologie, die wiederum die Ergeb- nis-Ausbeute verlangsame. Deshalb arbei- tet das Team an einem neuen Verfahren, das lediglich Endergebnisse vorhersagen soll. Grundlage der neuen Methode ist ein Algorithmus, der auf eine Datenbank mit 2,4 Millionen Verbindungen zugreift.
Mit dem neuen Verfahren können bishe- rige Methoden kaum mithalten. Denn es ist deutlich schneller und soll bald auch elektri- sche und optische Eigenschaften von Mate- rialien analysieren können. Ganz ohne Ex- perimente kommt die Materialforschung aber dennoch nicht aus, denn vielverspre- chende Materialkandidaten müssen laut Prof. Marques experimentell bestätigt und weiter- gehend untersucht werden. Diesbezüglich zeigt sich Marques aber zuversichtlich. www.uni-halle.de

 

Innovation am Handgelenk

Wir alle kennen sie: Smartwatches und an- dere Wearables, die uns am Ende des Tages zeigen, wieviele Schritte wir gegangen sind, wieviel wir getrunken haben oder welche Workouts wir absolviert haben. Darüber hinaus eröffnen die gesammelten Daten enorme Möglichkeiten zur Effizi- enz- und Qualitätssteigerung, als auch für die Gestaltung neuer Angebote im Gesund- heitssektor. Das Geschäftsfeld Healthcare Analytics unterstützt Einrichtungen der Gesundheitsbranche bei der Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie und der Or- ganisation medizinischer Daten und Doku- mente. Langjährige Erfahrung im Bereich Künstliche Intelligenz, Datenanalyse und Maschinelles Lernen sind die Basis für die Experten des Fraunhofer Instituts für Intel- ligente Analyse- und Informationssysteme in ihrem Haupteinsatzgebiet der Pharma- kologie. Große Datenmengen können mit- tels innovativer Verfahren und Machine Learning ausgewertet werden und ermögli- chen einen noch tieferen Einblick in diesen Bereich. www.iais.fraunhofer.de

Auf der Überholspur

Cargonexx nimmt sich zum Ziel, die Welt ein bisschen besser zu machen. Das erfahrene Team aus Logistik- und Technologie-Exper- ten unterstützt die LKW-Logistik in Euro- pa bei der Digitalisierung. Dabei setzt das Hamburger Unternehmen auf Vernetzung, Fairness, moderne Technologien und Trans- parenz. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz sollen CO2-Emissionen im Güterverkehr reduziert, Lieferketten optimiert und in- effiziente Leerfahrten vermieden werden. www.cargonexx.com

 

Mit Essen spielt man nicht...

... und wirft man nicht in die Tonne. Jährlich werden immernoch 1,6 Milliarden Tonnen Lebensmittel vergeudet. Davon kommen rund 12 Millionen Tonnen aus Deutsch- land. Das im März 2020 gegründete Start-up SPRK.global nimmt sich dieser Sache an. Das Berliner Unternehmen entwickelt eine KI- basierte Technologie, um der Lebensmittel- verschwendung, über die ganze Lieferkette hinweg, entgegenzuwirken. Zur Vision des innovativen und technologiegetriebenen Start-ups zählt die erhebliche Reduzierung von CO2-Emissionen genauso wie die der un- nötigen Lebensmittelverschwendung. Nach der Gründung folgten Kooperationen mit gemeinnützigen Organisationen. So gelan- gen auch diese, auf Lebensmittelspenden angewiesenen Einrichtungen, an Obst und Gemüse. Bereits im Juli 2020 hat SPRK mit seiner Idee weltweit bei der Extreme Tech Challenge in der Kategorie »Smart Cities« den ersten Platz belegt. Die Mitarbeiter und Investoren des Impact-Start-ups treiben die permanente technologische Weiterent- wicklung voran – erwirtschaftetes Kapital wird direkt in den Ausbau neuer Infra- strukturen investiert. »Systemintegration und Künstliche Intelligenz bieten uns die Chance, die Lieferkette nachhaltiger zu ge- stalten, indem wir Angebot und Nachfrage von Produkten besser aufeinander abstim- men und so Überschüsse langfristig redu- zieren und vermeiden«, so Alexander Puitti, Gründer und CEO von SPRK.global. www.sprk.global

 

Interplanetare Mission – Sonate-2

Voraussichtlich 2024 soll ein selbstlernendes System in den Orbit gebracht werden. Forscherinnen und Forscher um den Würzburger Uni-Professor Hakan Kayal möchten den Kleinsatelliten SONATE-2 interplanetar einsetzen – damit dieser nicht nur Beobachtungen der Erde durchführt, sondern neue Phänomene entdeckt und nur relevantes Material an die Forschungszentren auf der Erde sendet. »Sobald man interplanetar unterwegs ist, wird die Kommunikation mit dem Satelliten zum Flaschenhals«, so Professor Kayal. Mit zunehmender Entfernung zur Erde dauere der Datentransfer län- ger. So sei es nicht möglich Daten hin und her zu schicken. Deshalb wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Künstlichen Intelligenz beibringen, selbstständig auf dem Satelliten im Weltall zu lernen. Der Kleinsatellit soll etwa so groß wie ein Schuhkarton und mit Kameras ausgestat- tet sein. Aufgenommene Bilddaten fließen ins KI-System, die Objekte werden automatisch erkannt und klassifiziert. www.uni-wuerzburg.de

 

Kreditvergabe mittels KI

Die japanische Sumitomo Mitsui Bank opti- miert ihren Call Center mit Watson und spart sich somit Kosten in Höhe von rund 100.000 US Dollar. Unter Berücksichtigung strenger Compliance-Auflagen ist es IBMs Watson er- laubt, bei Gesprächen von Finanzberaterinnen und -beratern mitzuhören und automatisch passende Antworten für den Bankmitarbeiter auszuspielen. Dadurch konnte die japanische Bank die Kosten pro Anruf um etwa 60 Cent senken, gleichzeitig stieg die Kundenzufrie- denheit um mehr als acht Prozentpunkte. Innovationstreibende Kraft des Projekts war einer der Direktoren, der sieben Jahre zuvor für seinen Arbeitgeber ins Silicon Valley ging und dort nun ein Innovation Office führt. In- tern ist Watson ebenso im Einsatz – Vertrieb- lerinnen und Vertriebler erhalten bei Fragen automatisierte Antworten. Auch wenn KI in dieser Branche gut ankommt und der Prozess- optimierung dient, so müssen zunächst große Hürden genommen werden, bevor es zum Ein- satz derartiger Innovationen kommt. Strenge Risk-, Governance- und Compliance-Vorgaben müssen von Finanzdienstleistern und Banken eingehalten werden, damit sensible Daten ge- schützt und Diskriminierung vermieden wer- den kann. www.cio.de

 

Städteplanung von morgen

Daten und Informationen sind zu einer grundlegenden Ressource unserer Gesell- schaft geworden. Auch in der modernen Stadtentwicklung dürfen diese Ressourcen als entscheidender Erfolgsfaktor nicht au- ßer Acht gelassen werden. Die Entwicklung von Städten als Lebensräume stellen eine große Herausforderung für die Zukunft dar. Klimaschutz und nachhaltiges Ressourcen- management spielen neben dem demografi- schen Wandel und sozial-gesellschaftlichen Anforderungen zentrale Rollen. In Europa leben schon heute zwei Drittel der Bevöl- kerung in Städten und Ballungsräumen. Seit einigen Jahren arbeitet das Deutsche For- schungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) unter dem Arbeitstitel »Smart City« an unterschiedlichen internationalen und nationalen Projekten. Mithilfe der Projekte können Kompetenzen aus verschiedenen Forschungsbereichen gebündelt werden, da- mit moderne und innovative Informations- technologien im urbanen Gebiet entwickelt werden können. Die Experten aus der Wis- senschaft arbeiten mit Politik und Bürgern gemeinsam daran, intelligente technologi- sche Lösungen zu entwickeln, um ökologi- sche und soziale Verbesserungspotentiale aufzudecken. Das Besondere: Vor allem die Bürger sollen in der Stadtentwicklung mit- hilfe ihrer Ideen und Nutzung einbezogen werden. www.dfki.de

 

Von Bienen und Blümchen

Dass Pestizide und Düngemittel einen Ein- fluss auf die Welt der Insekten haben ist nichts neues. Geringste Effekte von Subs- tanzen, landwirtschaftlichen Praktiken und Umweltfaktoren auf Bestäuber aber durch- aus. Anhand des Einsatzes von computerge- stützter Bildverarbeitung schafft apic.ai ein bis dato unbekanntes Maß an Transparenz über Auswirkungen von Umweltverände- rungen und menschlichen Eingriffen zu schaffen. Die Technologie soll große Daten- mengen sammeln, die wiederum als Grund- lage für das Treffen von Entscheidungen dient. Bislang galten Momentaufnahmen und kleine Stichproben als relevante Ent- scheidungsargumente. In der Praxis heißt das: Am Eingang von z. B. Bienenstöcken wird das Kamerasystem installiert. Alle Tie- re werden dabei erfasst und das Material aus- gewertet. Die Daten werden je nach Frage- stellung des Kunden auf bereitet und immer in Echtzeit übertragen. Überdies hinaus kön- nen Aktivität, Mortalität und die Größe der Tierchen bestimmt werden. Selbst an Orten ohne Strom kann die Technologie auch mit Sonnenenergie betrieben werden. www.apic.ai

 

Weltkulturerbe in 3D

Man nehme neueste Drohnen-, Laser-, Photo- grammetrietechnologie und die Leistung von Supercomputern und erhalte Bilder und 3D-Modelle von höchster Qualität. Genau das hat Iconem, ein französisches Start-up, entwickelt. Die innovative Verarbeitungs- methode wurde ausschließlich für die Er- fassung bedrohter Kulturerbestätten entwi- ckelt. Die Datenverarbeitung extrem gro- ßer Datensätze ermöglicht die Integration millimetergenauer Details in standortweite Scans. CEO Yves Ubelmann reist mit seinem Team durch die ganze Welt und fotografiert Kulturdenkmäler, die bedroht sind oder zer- stört wurden. Ein Algorithmus ermöglicht realistische 3D-Modelle, die für archäologi- sche Bewertungen, architektonische Analy- sen und alle Medienformen optimiert sind. Somit sind Kulturstätten, die beispielsweise unter Massentourismus oder Klimaschäden leiden, für unsere Nachkommen festgehalten. www.iconem.com

 


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