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Startschiss?

Angst vor der Bewerbungsphase? Berufseinstieg schwierig? Zum Warten verdammt? Plus Top-Ten-Tipps für Überbrückungszeiten aus Expertenhand

Vielen Studis in höheren Semestern geht es gerade ähnlich: Die Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten sind gerade in Bearbeitung oder Korrektur und es gibt noch keine Aussicht darauf, wie es danach beruflich weitergehen soll. Was mache ich mit meinem Studienabschluss? Finde ich zeitnah einen Job? Bin ich für den Berufseinstieg gut genug qualifiziert? Inwieweit werden mich Krisen und die Pandemie dabei behindern? Diese Fragen sind bestimmt auch dir schon mehrmals durch den Kopf gegangen.

Zwischen Ende und Anfang

Die Phase zwischen Studienabschluss und Berufseinstieg war schon immer aufregend und ungewiss. Während das eine Kapitel gerade abgeschlossen wird, muss das nächste erst noch geschrieben werden. Wie geht es weiter und vor allem wo und wann? Absolventen können es meistens kaum erwarten, ihr gesammeltes theoretisches Wissen endlich in die Praxis umzusetzen. Eine wichtige Hürde müssen sie jedoch nach den vielen Prüfungen und Arbeiten noch auf sich nehmen: die Bewerbungsphase. Gerade in den aktuellen Zeiten hört und liest man immer wieder von Einstellungsstopps, der Stagnation des Arbeitsmarkts in einigen Branchen und der weit verbreiteten Kurzarbeit. Das macht auf den ersten Blick nicht wirklich Hoffnung, wenn man gerade mit seiner Ausbildung fertig ist und mit frischer Energie ins Berufsleben einsteigen möchte. Junge Absolventinnen und Absolventen mit nur wenig bis keiner Berufserfahrung können sich häufig nicht mit den ausgeschriebenen Stellen identifizieren. Oftmals werden Fachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung gesucht. Demnach ist die Unsicherheit bei der Jobsuche gerade besonders groß. Aber auch wenn die Situation sehr herausfordernd erscheint, gibt es dennoch einige gute Wege, wie man sich für den Bewerbungsprozess aufstellen kann und seine Jobchancen deutlich erhöhen kann. Wir möchten diese Tipps gerne mit dir teilen. Status quo abfragen: Nutze deine freie Zeit! Die Zeit zwischen Abschluss und Berufseinstieg muss nicht zwangläufig etwas negatives sein. Sie kann dir dabei helfen, eine Grundlage für klare Karriere-Vorstellungen zu legen. Wer sich selbst darüber im Klaren ist, wo er hin will, kann klar und transparent kommunizieren und sich in der aktuellen unübersichtlichen Lage leichter Gehör verschaffen. Werde dir jetzt über deine »Marke« – Wissen, Fähigkeiten, Talente, Kernkompetenzen – bewusst und betreibe eine Bestandsaufnahme: Wo liegen meine Stärken? Wo möchte ich beruflich hin? Welche Eigenschaften zählen zu meinen Schwächen? Zudem solltest du dein Netzwerk erweitern und pflegen. Nutze deine Netzwerke und greife auf Empfehlungsmarketing zurück. Sowohl Verwandte als auch Bekannte können wertvolle Tipps und Informationen liefern und dir möglicherweise sogar eine Stelle vermitteln. Spreche mit deinen Kontakten und mache ihnen deine Karriereziele deutlich. Dabei gilt: Alles mit Bedacht und Maß! Social Media-Business-Plattformen sind eine sehr gute Gelegenheit, um im Business-Umfeld zu netzwerken, interessante Unternehmen zu finden und weitere nützliche Informationen aus der Arbeitswelt zu beziehen. Somit ist es wichtig, dass dein Profil auf den wichtigsten Online-Plattformen LinkedIn und Xing professionell ist und beide Profile miteinander übereinstimmen. Wenn du noch kein Profil hast, solltest du dir jetzt eines anlegen und darauf achten, dass alle Informationen immer aktuell sind – auch auf dein Profilbild solltest du Wert legen. Urlaubsfotos sind nicht angebracht. Nutze unbedingt ein professionelles Bewerbungsfoto. Es ist auch wichtig, das Online-Profil mit wichtigen Keywords und Fähigkeiten zu versehen, um schnell die Aufmerksamkeit der Profilbesucher auf die wichtigsten Merkmale zu lenken und deren Interesse zu wecken. Mit einem ansprechenden Profil und den entsprechenden Privatsphäre-Einstellungen werden dich sicher Recruiter finden und sogar von sich aus auf dich zukommen.

Den Spiess umdrehen

Recruiter oder Personalvermittler sind definitiv eine gute Möglichkeit, an einen Job zu kommen. Beziehe sie in deine Suche mit ein. Die Vermittlung ist für Bewerber in der Regel kostenlos, denn die Unternehmen zahlen dafür, dass ihnen passende Kandidaten vorgeschlagen werden. Durch das große Netzwerk der Vermittler und Headhunter kannst du sehr leicht und schnell an die passenden Jobangebote kommen. Wenn eine Direktvermittlung nicht zustande kommt, gibt es auch die Möglichkeit eines Berufseinstiegs über Zeitarbeit mit Aussicht auf eine spätere Übernahme. Dabei wirst du für einen befristeten Zeitraum von etwa sechs Monaten über den Personaldienstleister eingestellt und hast danach gute Chancen, vom Unternehmen selbst übernommen zu werden. Auch an solche Zeitarbeitsjobs kommst du gut über die Personalvermittler. Bestimmt hast du auch schon deine Stellensuche auf größeren Jobportalen betrieben. Falls dabei noch nichts passendes für dich dabei war, probier es doch mal mit regionalen Jobbörsen oder Metasuchmaschinen. Diese können sehr interessante Ergebnisse liefern, denn kleinere Unternehmen haben nicht immer so große Budgets, dass sie ihre Stellenausschreibungen auf den teuren Portalen ausschreiben können. Es ist ratsam, auf Online-Jobbörsen kostenlose Suchagenten anzulegen, damit die relevanten Stellenanzeigen täglich oder wöchentlich direkt in dein E-Mail-Postfach kommen. So verpasst du es nicht, dich als einer der ersten zu bewerben und wirst über neue Ausschreibungen gleich informiert.

Personaler in freier Wildbahn

Eine andere Möglichkeit, neben den Jobportalen eine Stelle für dich zu finden, sind Karriere-Messen. Sie waren schon immer gut geeignet, um interessante Unternehmen und Jobmöglichkeiten zu entdecken und gleich einen ersten Eindruck zu erhalten. Wenn du bereits auf einer Jobmesse warst und du dem Vertreter oder Recruiter in positiver Erinnerung geblieben bist, ist das in weiteren Vorstellungsrunden mit Sicherheit von Vorteil. Viele Jobmessen haben aufgrund der Pandemie auf ein digitales Format umgestellt. So kannst du dich sogar von zu Hause aus um deine Karriere kümmern und wertvolle Kontakte knüpfen. Du lernst dort Unternehmen kennen und kannst dir interessante Vorträge anhören. Bei einigen Messen gibt es sogar kostenlose Bewerbungsunterlagenchecks, die du nutzen solltest. Deine Bewerbungsunterlagen sind deine Eintrittskarte bzw. dein Marketing-Instrument. Sie sollten vollständig und aktuell sein und keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler beinhalten. Im Lebenslauf macht ein professionelles Bewerbungsfoto einen guten Eindruck. Vergiss nichts, was für deine Bewerbung relevant sein könnte – auch Weiterbildungen und ehrenamtliche Engagements bzw. Auslandsaufenthalte – denn es ist wichtig, dass du aus der großen Menge an Bewerberinnen und Bewerbern herausstichst. Aber Achtung: Überlade deinen Lebenslauf nicht! Gliedere das Anschreiben ordentlich und passe es individuell an jedes Unternehmen an. Denke daran: Deine Bewerbungsunterlagen sind der erste Eindruck, den der Personaler von dir bekommt.

Einfach mal machen!

Zudem kannst du bei deinem Bewerbungsprozess ruhig auch Initiativbewerbungen wagen, denn viele freie Stellen werden gar nicht ausgeschrieben. Es ist auch schon häufig vorgekommen, dass Stellen für vielversprechende Bewerber sogar erst erschaffen wurden. Wenn du aktiv mit einer Initiativbewerbung auf ein Unternehmen zugehst, hast du wenig bis gar keine Konkurrenz und gehst nicht in der Masse der Bewerberinnen und Bewerber unter. Du solltest aber sicherstellen, eventuell durch einen vorherigen Anruf, dass du deine Initiativbewerbung an die richtige Ansprechperson schickst. Sonst wird sie gar nicht gelesen oder kann nicht zugeordnet werden. Mache dir jedoch keine Illusionen: Bei Initiativbewerbungen musst du meist eine große Anzahl an Bewerbungen verschicken, bis du erfolgreich bist.

Lückenangst

Solltest du große Überbrückungsphasen haben, lass die Zeit nicht ungenutzt verstreichen. Über das Internet gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung in verschiedensten Bereichen, häufig kostenlos, oder auch kostenpflichtig, u. a. mit Zertifikat. Du kannst dich somit fachlich wunderbar weiterbilden und für die Jobs qualifizieren, die dich wirklich interessieren.

Mein Tipp:

In den digitalen Zeiten sind IT-Kenntnisse noch wichtiger geworden. Wenn du dich mit den wichtigsten Online- und PC-Tools auseinandersetzt und diese – notfalls auch mithilfe von YouTube-Tutorials und eigenen Versuchsprojekten – kennenlernst, kannst du damit deinen Marktwert steigern. Wenn du deine persönliche Fortbildung konsequent betreibst, kannst du diese auch in den Lebenslauf aufnehmen und füllst damit die gefürchtete Lücke. Wenn du mehrere Jobabsagen erhalten hast, kann es momentan auch Sinn machen, deinen Suchradius zu vergrößern. Das heißt: Ziehe bei Bedarf auch eine Arbeit abseits deiner Wunschbranche in Erwägung! Es macht Sinn, sich parallel über den aktuellen Arbeitsmarkt zu informieren; also darüber, welche Branchen besonders gefragt sind oder in Zukunft relevant bleiben bzw. werden. Durch die Corona-Krise wird zum Beispiel in den systemrelevanten Bereichen für Lebensmittel, Drogerien und Apotheken – allgemein im Gesundheitssektor – mehr Personal gesucht werden. Es besteht auch die Möglichkeit, ein Praktikum oder Freiwilligenarbeit zu absolvieren. Als Überbrückungslösung könntest du das in Erwägung ziehen. Somit sammelst du wertvolle erste Berufserfahrung und beginnst, dein berufliches Netzwerk zu knüpfen, was dir in späteren Jahren sicher von Nutzen sein wird. Wie du siehst, gibt es mehrere gute Möglichkeiten, auch in der Pandemiephase, an einen Job zu gelangen oder diese Zeit sinnvoll zu überbrücken. Wichtig dabei ist, dass du dir bewusst machst, dass sich alle Bewerber in einer ähnlichen Situation wie du befinden. Dein Bewerbungsprozess braucht Zeit. Hab Geduld und glaube an dich und deine Fähigkeiten. Das du zurzeit schwer einen Arbeitsplatz findest, liegt nicht an dir, sondern an der Gesamtsituation. Ich bin mir aber sicher, dass wenn du dir meine Tipps zu Herzen nimmst, es dir sicher leichter fallen wird, deinen beruflichen Weg zu finden.


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