Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe Fragen! Antworten darauf gibt's im Interview How to apply in 2022 mit Branko Woischwill – er hat zum Thema Vertrauen promoviert, ist Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen, arbeitete an insgesamt elf Buchprojekten mit und ist seit über 17 Jahren als Kommunikationsberater tätig, sowie Stefan Rippler – Bestseller-Autor, Berater, CEO und Gründer des Persona-Instituts sowie Herausgeber mehrerer Karriere-Fachbücher. Es folgen Tipps und Kniffe wie es wirklich geht. In der Hoffnung, den – laut der Forsa Studie – 32 Prozent verunsicherten Bewerbern hifreichen Input an die Hand zu geben.
Old fashioned vs. neumodern – Papierbewerbung oder doch lieber Online-Formular inkl. interaktivem PDF?
»Natürlich beinflusst die digitale Transformation auch die Bewerbungswelt, wobei der Grad der Umsetzung von Innovationen in unterschiedlichen Branchen unterschiedliche Ergebnisse zeigt. Da ist in der Regel ein IT-Start-up anders aufgestellt, als die öffentliche Verwaltung.«
Be special – Wie stark unterscheiden sich Bewerbungsanforderungen in den verschiedenen Branchen?
»Die geforderten Kriterien hängen von verschiedenen Details ab: Zum Beispiel von der Unternehmenskultur, vom Selbstverständnis der Abteilungen und ihrer Zusammensetzung bis hin zur Branche. Pauschal ist deshalb keine Antwort möglich. Übergeordnet und grundsätzlich immer von Vorteil: die eigenen Kernkompetenzen als gut zur individuellen Firma passend hervorheben. Ein Beispiel: Für Menschen in der IT-Branche ist es wichtig, Wissen so zu vermitteln, das auch technisch unbedarfte Personen es verstehen. Schließlich vernetzt die IT die Bereiche Marketing, Produktentwicklung und Geschäftsführung. Hierbei helfen kommunikative
Skills, Teamfähigkeit und Konfliktlösungskompetenz. Auf der Basis der individuellen Analyse der Stellenanzeige gilt es diese und weitere Anforderungen zu kennen und das eigene Profil als ideal passend vorzustellen.«
Never change a winnig team – was darf in einer Bewerbung niemals fehlen?
»Hier ändert sich gerade sehr viel. Es gibt beispielsweise Firmen, die komplett auf Anschreiben und Lebenslauf verzichten – die Hauptsache ist das vorhandene, aussagefähige LinkedIn-Profil. Generell gesagt zählt zu den häufig genannten Standards:
Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse/Zertifikate. Der Lebenslauf hat hierbei weiterhin eine Sonderstellung und wird normaler-
weise auch vor dem Anschreiben analysiert.«
Olle Kamellen? Ist »Sehr geehrte Damen und Herren« nicht inzwischen absolut altbacken und ungeliebt?
»Es war schon immer ratsam, den Ansprechpartner bzw. die Ansprechpartnerin konkret mit Namen bei der Anrede zu benennen.
Abseits davon: Der Sprachstil und die Botschaften in der Stellenanzeige können ein Indikator sein, welcher Stil bei der Anrede
ratsam ist. Da kann es Situationen bzw. Firmen geben, für die ›Liebe Frau Dr. Meyer‹ oder ›Hallo Nancy‹ oder eben auch ›Sehr geehr-ter Herr Stadlmeyer‹ empfehlenswert ist.«
Alles anders – wie heiß sind Unternehmen auf Bewerbungen, die »aus der Reihe« tanzen?
»Das hängt von der Firma, der Branche und auch den Präferenzen der Personalabteilung ab. Generell ist eine große Vielfalt möglich. Gleichzeitig gibt es einfach auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die mit einer gewissen Kreativität bei der Bewerbung überfordert sind. Ein Bauchgefühl kann man als Bewerber bzw. Bewerberin erhalten, wenn man vor der eigentlichen Bewerbung bei der Firma oder Institution anruft. In einem kleinen Gespräch, zum Beispiel zur konkreten Arbeitsalltag-Relevanz bestimmter Fremdsprachen- oder IT-Kenntnisse, kann man durchaus etwas erkunden, wie viel Kreativität in dieser Situation angemessen ist. Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Frage, was alles kreativ geändert werden kann oder sollte. Es gibt reduzierte Formen, bei denen beispielsweise mit der Farbwahl dezent spielerisch umgegangen wird. Und es gibt offensivere Formen, bei denen jemand beispielsweise das Medium wechselt und die Bewerbung via Audiodatei übermittelt.«
Bewerbung als Quereinsteiger: Wie überzeuge ich schon im Schriftlichen trotz Fachfremdheit?
»Generell gilt die frohe Botschaft: Als Quereinsteiger bzw. Quereinsteigerin zu überzeugen – dies wird durch den Fachkräftemangel immer einfacher. Abseits davon ist beim Thema Quereinstieg eine besondere Kommunikationsarbeit notwendig: Auch wenn jemand fachfremd ist, so gilt es, durch Beispiele, Argumente sowie Situationen zu erklären, dass bestimmte berufliche Erfahrungen der
Vergangenheit durchaus eine passende Grundlage für eine erfolgreiche zukünftige Zusammenarbeit darstellen.«
In diesem Sinne: mit freundlichen Grüßen und:
Ran an die Bewerbung!