Verschlafene Gassen, ein Sonnenaufgang in den schönsten Rottönen und eine Gruppe junger Menschen, die in Robe und Hut gekleidet ihren Universitätsabschluss feiern. Im Anbruch des neuen Tages dringt langsam die Gewissheit der ungewissen Zukunft durch – alle Türen stehen offen: sowohl im Leben als auch im Beruf. Welche Möglichkeiten werden sich ergeben? Welche Begegnungen werden das Leben prägen? An diesem Morgen wissen die Feiernden noch nicht, welch Abenteuer ihnen bevorstehen.
Zugegebenermaßen haben wir dieses Anfangsbild aus einem Film geklaut – aber wer kennt es nicht, das freudige Gefühl der Ungewissheit? Werde ich nach dem Abschluss an eine andere Universität wechseln und dort meinen Master beginnen? Werde ich direkt in das Berufsleben einsteigen? Werde ich mir eine Auszeit nehmen, die Welt entdecken und mich auf die Suche nach mir selbst begeben? All diese Fragen ergeben sich, wenn ein Studienabschnitt endet und ein neues Kapitel im Leben anbricht.
Klar, die meisten Pläne benötigen etwas Vorlaufzeit – aber nichtsdestotrotz gehört die Nacht, in der der Uniabschluss gefeiert wird, ganz dem Gefühl der Melancholie aber auch Vorfreude auf das restliche Leben.
Einstieg in den Arbeitsmarkt
Laut einer Befragung von 1.061 Akademikerinnen und Akademikern mit Berufserfahrung gaben 44,2 Prozent der unter 24-jährigen an, dass sie mit einer Anstellung ins Berufsleben gestartet seien. Rund 34 Prozent der Altersgenossen starteten mit einem Praktikum und 14 Prozent stiegen mit einem Trainee-Programm ins Berufsleben ein. Bei der Altersgruppe der 25- bis 29-jährigen lag der Anteil der Trainee-Absolventen bei knapp neun Prozent. Mehr als die Hälfte dieser Altersgruppe wechselt von der Uni direkt in die Anstellung.
Dr. Annina Hering ist Economist im Indeed Hiring Lab und sieht nur einen langsamen Wandel beim Recruiting: »Grundsätzlich gibt es nach meiner Einschätzung jenseits vom ortsunabhängigen Arbeiten wenig Veränderung, was den Einstieg von Hochschulabsolvent*innen in die Berufswelt betrifft.« Gerade im Bezug auf das Bildungssystem vollziehe sich Veränderung langsam, ein Fortschritt sei durch die Pandemie aber beispielsweise im Bereich des »Remote Scouting« zu sehen – nach zweieinhalb Jahren Pandemie seien Bewerbungsgespräche via Video-Call in vielen Unternehmen zum Standard im Bewerbungsprozess geworden, so die Expertin. Franziska Funk ist Mitglied im Alumnae-Verein Femtec und hat kürzlich ihren Beruf gewechselt. Aus erster Hand berichtet sie, dass Arbeitgeber deutlich flexibler und toleranter geworden seien, wenn Absolventen sich nicht dazu verpflichten möchten, in der Nähe des Unternehmensstandortes zu wohnen. »Die Suche nach dem richtigen Job ist nicht mehr auf den Standort fixiert, an dem man leben möchte. Oft reicht es zwei Tage vor Ort zu arbeiten und die restliche Woche dann remote«, sagt die Ingenieurin. Der Gedankenwandel der Unternehmen eröffne den Absolventen ein breites Spektrum an Arbeitgebern und ermögliche, den Job zu finden, der ihnen Spaß macht, führt Verbandsmitglied Funk weiter aus.
Master
584.357 Masterstudierende waren im Wintersemester 2021/2022 an deutschen Hochschulen eingeschrieben. In vielen Branchen ist ein Masterabschluss weiterhin Voraussetzung für einen gelungen Einstieg ins Berufsleben – noch viel wichtiger sei es, den Fokus auf das lebenslange Lernen zu legen, denn Akademiker und Akademikerinnen sind mit dem Abschluss nicht »fertig«, so Job-Experting Hering: »Absolvent*innen, die beruflich erfolgreich sein wollen, müssen genauso flexibel wie der Arbeitsmarkt sein. Das mag mühsam erscheinen, eröffnet aber im Verlauf des Arbeitslebens wechselnde Karrierechancen und bietet immer wieder neue Herausforderungen.«
Werkstudent
Die Arbeit als Werkstudent ist mit gewissen Voraussetzungen verbunden: Du musst an einer Hochschule oder Uni immatrikuliert sein. Als Einstieg nach dem Bachelor ist dieser Berufsweg also nur möglich, wenn du einen weiteren akademischen Grad anstrebst. Außerdem darfst du während der Vorlesungszeit maximal 20 Stunden in der Woche als Werkstudent arbeiten – dein Studium soll ja nicht unter dem Job leiden. In den Semesterferien dürfen die Stunden dann aber auf die doppelte Anzahl erhöht werden. Das große Plus: Du lernst bereits während des Studiums ein Unternehmen kennen, übernimmst frühzeitig Verantwortung und sammelst Pluspunkte für eine spätere Übernahme.
Trainee
Das firmeninterne Einstiegsprogramm für Uni-Absolventen umfasst eine praktische Ausbildung in allen Abteilungen des Unternehmens. Besonders in den Fachbereichen IT, Consulting, Finance und Ingenieurwissenschaften sind Traineeships beliebt, aber auch andere Branchen verfügen über ähnliche Einstiegsprogramme – das Volontariat in der Medienbranche sei hier genannt. Außerdem ist das Programm gut geeignet für Quereinsteiger und Generalisten, die sich einen Überblick verschaffen wollen – mit zehn Prozent weniger Gehalt als beim Direkteinstieg muss jedoch gerechnet werden. Übrigens: International ist das Trainee eher als »Graduate Program« bekannt.
Das Traineeship dauert zwischen sechs und 24 Monaten – durch Job-Rotation gibt es Einblicke in die einzelnen Abteilungen. Das Tagesgeschäft lernst du dabei direkt »on the job« kennen. Betreut wirst du in der Regel von einem festen Mentor; oft stehen dir zudem noch Trainee-Buddys aus vorherigen Jährgängen zur Seite. Eine Besonderheit bietet das Management-Traineeship, in dessen Anschluss du direkt in eine Führungsposition einsteigen kannst. Aber auch das generelle Traineeship stellt gewisse Anforderungen an dich: Guter Hochschulabschluss, Auslandsaufenthalt, Praxiserfahrung und natürlich Soft Skills, die vor allem auf Flexibilität und Teamfähigkeit abzielen. Aber wie so oft im Leben ist es auch hier ein Geben und Nehmen, denn ein Betrieb investiert bis zu 100.000 Euro pro Jahr, um seine Trainees erstklassig auszubilden. Die genauen Anforderungen an dein Traineeship entnimmst du der Stellenausschreibung und besprichst diese im Vorstellungsgespräch.