Hard Facts
Die Corona-Pandemie hat eine Homeoffice-Pflicht gebracht und die statistischen Homeoffice-Zahlen in die Höhe schnellen lassen – ein bekannter Fakt. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 befanden sich 27 Prozent der Beschäftigten in Deutschland im heimischen Büro. Im darauffolgenden Herbst sanken die Zahlen auf rund 17 Prozent, bevor sie im Winter wieder Fahrt aufnahmen und im Januar 2021 auf 24 Prozent stiegen. Zahlen, die wir alle in den vergangenen Jahren mitbekommen haben. Eher unbekannt hingegen: das Homeoffice vor Corona. Vor April 2020 arbeiteten lediglich vier Prozent der Beschäftigten in Deutschland im Homeoffice. Nicht gerade viel. Welche Regelungen und Grundsätze müssen im Homeoffice beachtet werden – ganz fernab von Corona.
And some rules
Heiko Lenz ist Referent für Wettbewerbs- und Wirtschaftsrecht bei der IHK Pfalz und Experte für rechtliche Belange: »Im Homeoffice tätige Mitarbeiter sind verpflichtet, die Regelungen des Arbeitszeitgesetzes einzuhalten. Die Maßnahmen des Arbeitgebers zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen sind auch im Homeoffice zu beachten.«
Status quo
Homeoffice – ein Hit bei Arbeitnehmern, aber wie stehen denn die Arbeitgeber dazu? »Wir haben gerade eine Studie im deutschen Mittelstand durchgeführt«, erklärt Lena Schmidt, Projektverantwortliche für »Hybrides Arbeiten in der Haufe Group«. Hauptergebnisse der Befragung seien, dass obwohl über 70 Prozent der befragten Unternehmen das mobile Arbeiten positiv sähen, dennoch mehr als 40 Prozent noch keinen Plan hätten, wie sie die hybride Arbeitswelt in ihrer Firma umsetzen können.
Allein daheim
Gerade für Personen, die sich ein soziales Netzwerk aufbauen möchten, könne Einsamkeit eine besondere Belastung darstellen, erklärt Elena Röder, die sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz beschäftigt. Um Einsamkeit vorzubeugen, empfehle es sich, aktiv sozialen Austausch zu suchen – z. B. eine (virtuelle) Kaffeepause mit Kollegen und Kolleginnen, bei der man sich auch über nicht arbeitsbezogene Themen austauschen könne.
New Leadership gefragt!
Homeoffice wird gewünscht und gut angenommen, aber wie sieht denn die Arbeit in der Praxis aus? »Nicht alle Tätigkeiten lassen sich eins zu eins übertragen – ein Marketing Team hat andere Bedürfnisse an die Zusammenarbeit als zum Beispiel der Vertrieb«, beschreibt Lena Schmidt von der Haufe Group. Die einzelnen Abteilungen bräuchten den Freiraum, selbst zu entscheiden, wie die Teamarbeit im mobilen Arbeiten ablaufen soll – das erfordere eine neue Art von Leadership.
Was sagt das Gesetz?
Insbesondere müsse im Homeoffice das Datenschutzrecht und das Arbeitsschutzrecht beachtet werden, erklärt IHK-Mitarbeiter Lenz. Wie die Zukunft der Zuhause-Arbeit aussehe, wisse er nicht: »Ich denke, der Anteil der Arbeitnehmer, die zeitweise von Zuhause arbeiten, wird weiter zunehmen. Letztendlich hängt es aber davon ab, ob der Gesetzgeber einen Rechtsanspruch auf Arbeiten im Homeoffice etablieren will, falls keine betrieblichen Gründe entgegenstehen.«
Praxischeck
Homeoffice hat während der Pandemie aber auch den Ruf erhalten, krank zu machen. Arbeitspsychologin Röder klärt auf: »In Analysen, bei denen ich mich auf Daten vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bezogen habe, zeigt sich, dass es bedeutend ist, wie viel Zeit man im Homeoffice verbringt. Durchschnittlich am wenigsten belastend war das Homeoffice bei einem Anteil von 70 Prozent an der Gesamtarbeitszeit. Das heißt, bei einer 5-Tage-Woche ist es meist die ideale Lösung, zumindest ein bis zwei Tage im Büro zu verbringen, um die Vorteile der Homeofficeund Büroarbeit zu verbinden.«
Quelle: statista.de