to infinity and beyond
Spätestens seit Toy Story träumen zahlreiche Kinder davon, irgendwann einmal Astronaut zu werden. Doch der Weg dahin ist steinig und schwer und nur die Wenigsten kommen am Ende ans Ziel. Dabei gibt es in der Luft- und Raumfahrtbranche zahlreiche interessante Jobs, mit denen du Karriere machen kannst. Und die Wege dahin sind deutlich vielschichtiger. Wir geben dir einen kleinen Einblick.
Auch die Luft- und Raumfahrtindustrie hat die lästigen Corona-Folgen noch nicht ganz abgeschüttelt, obwohl man bei der zurzeitigen Situation durchaus von einer verbesserten Situation sprechen kann. Besonders die Zahlen sind vielversprechend. Während 2021 31,4 Milliarden Euro umgesetzt wurden, stieg dieser Betrag 2022 auf ganze 39 Milliarden Euro an. Zum Teil geht dieser Anstieg auf die gestiegenen Auslieferungen der Airbus-Flugzeugfamilie zurück. Doch auch der US-Dollar-Wechselkurs, der um 12 Prozent günstiger war, half der Branche. Zahlen, die Dr. Michael Schöllhorn, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, positiv stimmen: »Die Luft- und Raumfahrt ist eine der wenigen Industrien, in denen Deutschland und Europa heute weltweit führend und zukunftsfähig sind.« Sebastian Schneider, Principal bei der Staufen AG bezeichnet die Situation hingegen als »Recovery nach der Krise«. Zum besseren Verständnis erst einmal eine Einordnung: Beratungen teilen die Raumfahrtbranche in drei wesentliche Bereiche: Die zivile Luftfahrt, die militärische Luftfahrt und die Raumfahrt. Insgesamt gibt es noch weitere, die bei den Beratungen aber keine Rolle spielen. Bei allen Drei kann man sagen: Es läuft gut. Vor allem die zivile Luftfahrt habe die eher schwierigen Prognosen übertroffen, so Schneider. »Ganz anders sieht das natürlich im militärischen Bereich aus. Durch die bedauerlichen Ereignisse sind in den letzten Monaten und Jahren große Wachstumschancen entstanden. Auch in der Mitte der Gesellschaft hat sich das Verständnis für das Militär verändert.« Im dritten Teilbereich geht es in Zukunft in Richtung der privaten Raumfahrt. »Während die NASA für einen erfolgreichen Test 20 Jahre gebraucht hat, machen das Leute wie Elon Musk mit anderen Methoden und testen in einer deutlich höheren Frequenz, um Daten zu sammeln. Es geht in die richtige Richtung«, berichtet Sebastian Schneider. Doch Dr. Patrick Keller, Leiter Kommunikation beim BDLI sieht trotzdem Probleme: »Wir sind auch vom Fachkräftemangel betroffen. Es gibt ein Nachwuchsproblem. Die Rahmenbedingungen – bei zivilen Forschungsinvestitionen oder der Beschaffung der Bundeswehr – sind nicht zufriedenstellend. Die Branche wünscht sich von der Politik mehr Verlässlichkeit.« Dabei unterstreicht er die Wichtigkeit: »Wir verbinden Menschen in dieser Branche. Wir verknüpfen Umweltschutz mit Innovation und können Gutes tun!«
Zukunft liegt im Trend
In kaum einer Branche ist der Blick so nach vorne gerichtet, wie in der Luft- und Raumfahrtbranche. Zukunftsthemen und die gesellschaftliche Verantwortung sind für die Branche sehr wichtig. Sebastian Schneider berichtet aber auch von weiteren Trends, die die Branche bestimmen: »Im militärischen Sektor geht es vor allem um das Thema verbundenes Gefecht, also, wie man Waffensysteme am besten kombiniert. Im Bereich der Luftfahrt geht es besonders um mehr Effektivität und Effizienz. Auch die Skallierung spielt eine immer bedeutendere Rolle. Während früher vielleicht eine geringe Anzahl an Satelliten verwendet wurde, soll die Anzahl in den nächsten Jahren um einen deutlich höheren Faktor steigen. Das heißt in einem Bereich, in dem Menge nie eine große Rolle spielte, wird sie plötzlich wichtig.« Wie du siehst, gibt es also in dem Teilfeld Trends, über die du dich am besten informieren solltest. Denn so gehst du den ersten Schritt, um deine Karriere ein-
facher starten zu können. Welchen Stellenwert wird die Branche denn in Zukunft haben? »Die Luft- und Raumfahrt entwickelt Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels.
Klimaneutrale, sichere und leise Luftfahrt trägt zum ›Green Deal‹ der Europäischen Union bei«, beschreibt Luise Weber-Steinhaus vom Aviaspace in Bremen. »Im Fokus: Wasserstoff als ›grüner‹ Energieträger – die Luftfahrtindustrie leistet hier Pionierarbeit, um die Anwendung von Wasserstoff in Flugzeugen möglich zu machen. Und der Sparte Raumfahrt verdanken wir immer wieder neue Technik und wichtige
Erkenntnisse über die Erde und das Weltall. Die Prognose: Wir erwarten, dass die Branche in den nächsten Jahrzehnten stark wachsen wird.« Die Rahmenbedingungen für deine Zukunft in der Luft- und Raumfahrt sind also abgesteckt – jetzt kommst du ins Spiel.
Flugschein parat?
Keine Angst, du musst natürlich nicht fliegen können – ganz im Gegenteil: »Es reicht, wenn man eine gewisse Begeisterung fürs Fliegen mitbringt«, lautet die klare Antwort von Dr. Patrick Keller. »Die Branche ist vielfältig. Alles, was mit MINT-Fächern zu tun hat, kann helfen – aber viele Wege führen zum Fliegen.« Er selbst ist Politikwissenschaftler und hat als Quereinsteiger in der Branche Fuß gefasst. Diese Vielschichtigkeit beschreibt auch Weber-Steinhaus: »Für die Zentralfunktionen in der Luft und Raumfahrt gibt es natürlich auch Stellen im Personalwesen, in der Unternehmenskommunikation, Marketing, Vertrieb, Protokoll oder im Projektmanagement. Hier sind sehr gute Fremdsprachenkenntnisse in Englisch und auch in Französisch sowie ein Politik- und Wirtschaftswissenschaftlicher Fokus von Vorteil.« Generell musst du dir aber keine Sorgen machen, einen Job in der Branche zu finden. »Es werden händeringend Arbeiter gesucht. Deshalb sind auch Quereinsteiger gern gesehen«, beschreibt Dr. Yvonne Miketta, Referentin zivile Luftfahrt und HR beim BDLI. Auch Patrick Keller ist sehr optimistisch und rät: »Es ist vollkommen egal, was ihr macht, es muss euch Spaß machen und euch faszinieren. Der Rest ergibt sich dann. Der Einstieg in die Branche ist kein Hexenwerk. Ihr werdet genug Praktika, Werkstudentenmöglichkeiten und Betreuung bei Abschlussarbeiten finden. Vernetzt euch, besucht Veranstaltungen und schon werdet ihr euren Weg gehen.«
Ausverkauf auf dem Arbeitsmarkt
Natürlich könnten wir jetzt noch mit dir darüber schwadronieren, wie der Arbeitsmarkt und die Jobchancen für dich sind. Wenn du den Artikel (hoffentlich!) aufmerksam gelesen hast, wirst du aber feststellen, dass du dir den Job mit den passenden Fähigkeiten quasi aussuchen kannst. Laut IG Metall haben 69,8 Prozent der Luft- und 100 Prozent der Raumfahrtunternehmen Probleme bei der Stellenbesetzung. Zurzeit fehlen mindestens 5.000 Mitarbeiter. Diese Situation zieht sich von Airbus bis hin zu den kleineren Unternehmen. Wenn du die Chancen annimmst und dich reinhängst, kannst du also dafür sorgen, dass Fliegen umweltschonender wird oder der nächste Astronaut sicher ins All kommt. Für dich gibt es keine Grenzen, denn wie sagte schon Buzz Lightyear: »Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!«