Bildrechte:Upcycle Bags

Our ride. Our promises

Dieses Mal im Gespräch: Johannes Zloch, leidenschaftlicher Radfahrer und Gründer von Upcycle Bags. Als Alternative zu Leder bestehen seine Taschen aus Upcycling-Materialien wie Fahrradreifen, die vor dem Wegwerfen bewahrt werden.

Johannes Zloch, was ist Dein Lieblingsprodukt von Upcycle Bags?
Die Bauchtasche. Die habe ich in vielen Farben und Größen und kann mir immer eine passende heraussuchen!

Wie ist Dein Werdegang und wie kamst Du auf die Gründungsidee von Upcycle Bags?
Schon von klein auf war ich oft zelten und Fahrrad fahren, was mein Interesse für Umweltthemen weckte. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr entschied ich mich für ein Studium der Staatswissenschaften mit der Idee, einen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung der Gesellschaft zu leisten. Die Gründungsidee für Upcycle Bags entstand während meiner Co-Gründung eines kleinen Restaurants neben dem Studium. Schnell wurde mir jedoch klar, dass die Gastronomie nicht meine Leidenschaft war, aber der Gründungsprozess an sich mir sehr viel Spaß macht. Die entscheidende Inspiration für upcycle kam, als ich einen Platten hatte und feststellte, dass der Schlauch wie ein Lederersatz aussah. Zusammen mit einer Freundin nähte ich ein Mäppchen daraus. Das funktionierte so gut, dass wir uns entschieden, eine Bauchtasche daraus zu machen. Viele Freunde zeigten Interesse, und so wagten wir den unternehmerischen Schritt zur Gründung. Anfangs aus Neugier: »Wie weit kommen wir mit möglichst wenig Kapital?« Wir begannen lokal in Passau, doch schließlich wollte meine Kommilitonin aufhören, als ich für mich gerade erst begonnen hatte. Also beschloss ich, Upcycle Bags alleine neu und skalierfähig aufzubauen und weiterzuführen.

Was macht das Start-up »Upcycle Bags« besonders?
Upcycle Bags ist besonders, weil es nicht nur ästhetisch ansprechende Produkte herstellt, sondern gleichzeitig eine tiefe Verpflichtung zur Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit trägt. Oft werde ich bei Ausstellungen gefragt, ob das wirklich »Müll« ist, da unsere Produkte wie neu aussehen. Wir wollen zeigen, wie man sozial und ökologisch gerecht neue Produkte erschaffen kann. Wir verwenden Materialien, die – außer bei kleineren Zusatzartikeln – vor dem Müll oder dem Verbrennen gewahrt werden. Zudem kommen die Materialien, ob alt oder neu, alle aus Europa und werden auch hier weiterverarbeitet. Wir haben Nähereien, die in Europa sind und arbeiten gerade daran, unsere Taschen dort nähen zu lassen, wo geflüchtete Personen und andere benachteiligte Personen inkludiert werden. Was uns von vielen differenziert, die ebenfalls Produkte aus Upcycling Materialien herstellen, ist, dass wir nicht rein selbstgemachte Produkte auf Märkten verkaufen, sondern das Geschäftsmodell skalierbar machen und so etablierten Herstellern wie Nike oder Deuter die Stirn bieten können.

Was muss man bei einer Gründung beachten?
Vieles! Eine Gründung erfordert eine Vision und ein Verständnis des Marktes und des Produktes. Es ist entscheidend, ein starkes Team aufzubauen, das einen ergänzt und auch ähnliche Werte aufweist. Viele Gründungen scheitern am Team trotz eines einzigartigen Produktes. Es ist auch äußerst wichtig, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und offen für Neues zu sein, ohne die Gründungsvision aus den Augen zu verlieren. Für die Gründung gibt es viele Anlaufstellen (Youtube, IHK, Uni, Beratungen). Aber auch hier gilt, nicht blind zu vertrauen, sondern die Entscheidungen (zum Beispiel welche Rechtsform) zu überdenken und realistisch je nach Zukunftsvision zu fällen. Am besten du redest mit möglichst vielen Personen aus unterschiedlichen Branchen und bildest so deine eigene Meinung.

Welche Soft Skills brauchen Gründer?
Gründer sollten über exzellente Kommunikationsfähigkeiten, Entscheidungsfreude und Anpassungsfähigkeit verfügen. Auch Softskills wie Teamarbeit, Einfühlungsvermögen und Durchsetzungskraft sind wichtig. Ganz oben stehen Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen. All das sind Skills, die man mit der Zeit verbessern kann. Als Gründer macht man oft viele Jobs auf einmal und eben selbst. Hier sollte man einen kühlen Kopf bewahren können, auch wenn es mal stressig ist.

Welche Herausforderungen gab es bei deiner Gründung? Hat sich dafür eine Lösung gefunden?
Herausforderungen gibt es viele. Eine zentrale Herausforderung war die Beschaffung von ausreichenden Mengen an Upcycling-Materialien. Denn Unternehmen finden die Idee cool, wollen aber keinen Mehraufwand haben. Es ist oft weniger Arbeit, die Materialien zu verbrennen als weiterzuverkaufen. Dies haben wir durch den Aufbau strategischer Partnerschaften mit Unternehmen, die unsere Nachhaltigkeitsziele teilen, erfolgreich bewältigt. Wenn man fachfremd ist wie ich, dann muss man sich erstmal in die Themen wie die Erstellung von Schnittmustern einfuchsen. Das erfordert viel Motivation, Zeit, aber auch ein enormes Durchhaltevermögen. Ich bin froh, dass ich in den »Stoff im Kopf«-Accelerator hineingekommen bin. Denn hier konnte ich meine Expertise im Textilbereich sehr gut erweitern und von erfahrenen Experten lernen. Ein weiteres Problem ist, eine passende Näherei und Zusatzartikel aus Europa zu finden. Wenn man dann noch Wert auf soziale und ökologische Unternehmen legt, grenzt es die Möglichkeiten viel stärker ein. Je nach Produkt gibt es in Deutschland kaum Know-how und viele Firmen greifen auf billige und einfache Lösungen aus dem asiatischen Raum zurück. Man muss sich hier bewusst machen, dass es viel Arbeit, Zeit und Kommunikation braucht, um passende Hersteller in Europa zu finden. Das hat unseren Zeitplan leider viele Monate nach hinten verschoben.

Welche Tipps würdest du Studierenden geben, die gründen wollen und warum würdest du das Gründen empfehlen?
Traut euch! Denn auch wenn es nicht klappt, habt ihr eine einzigartige Geschichte zu erzählen und enorm viel dazu gelernt. Seid euch bewusst, dass viel Freizeit in die Gründung gesteckt wird und man sich manchmal fragt, ob es das richtige ist. Aber die Erlebnisse, Bekanntschaften und neuen Eindrücke, die man erhält, sind einzigartig. Es macht viel Spaß, an etwas zu arbeiten, wo man zu 100 % dahintersteht. Jeder Einzelne kann unsere Zukunft verändern und mitgestalten, das geht am besten durch die Gründung. Wichtig ist, sich ein Netzwerk aufzubauen. Nicht aufdringlich, aber begeistert von seinem Vorhaben zu erzählen, kann neue Türen öffnen. Aber auch schon vor der Gründung auf Gründungsveranstaltungen zu gehen, gibt spannende Einblicke in die Branche.

Gibt es noch etwas, was Du jungen Gründern mit auf den Weg geben möchtest?
Seid bereit, Herausforderungen als Chance zu sehen! Hört auf eure Intuition, denkt groß, handelt nachhaltig und baut Beziehungen auf. Jeder Schritt, jeder Rückschlag ist Teil des Lernprozesses, der euch als Unternehmer stärker macht und eure Vision vorantreibt. Das Gründen ermöglicht nicht nur die Verwirklichung eigener Ideen, sondern trägt auch dazu bei, positive Veränderungen herbeizuführen. Aber lernt, mit Absagen zurechtzukommen, denn Ihr werdet sicherlich viele erhalten. Macht euch bewusst, dass bei Start-ups Scheitern normal ist und Einser im Zeugnis nicht ausschlagegebend für den Erfolg sind. Viele Gründer gründen öfter, lasst euch also nicht unterkriegen!


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