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Es gründet so grün …

Du hast eine zukunftsweisende Idee und möchtest ein Ingenieur-Startup gründen? Eine kleine Idee wird groß: Startup-Gründer verraten dir hier ihre Erfahrungen und wie sie einen Funken Idee erfolgreich verkaufen konnten.

Von der Müllverwertung zur eigentlichen Idee – Circular Carbon

»Peik Stenlund und ich haben uns beim Studium in Schweden kennengelernt und haben 2010 in Uganda das erste gemeinsame Unternehmen gegründet, um Strom mittels Pyrolyse von Maisspindeln für dezentrale Maismühlen zu erzeugen. Die Maisspindel ist ein Reststoff, der beim Dreschen des Maises entsteht. In fünf Dörfern konnten wir dann solche Pyrolyse-Anlagen im kleinen Maßstab aufbauen und betreiben. Die dabei entstehende Kohle wollten wir damals noch zu Briketts pressen, um diese als alternativen Kochbrennstoff zu verwenden. Zuerst einmal wurde diese Kohle unbeachtet neben der Anlage gelagert. Hochschießende Bananenstauden in diesem gelagerten Kohlehaufen haben dann aber unser Denken komplett geändert. Es war faszinierend zu sehen, wie diese Bananenstauden, die sich dort auf natürliche Weise gepflanzt hatten, so viel besser und schneller wuchsen als andere Stauden in der Nähe, die auf normaler Erde wuchsen.

Damit wurde uns das Potenzial der Pflanzenkohle bewusst. Wir haben dann den Fokus auf Agroforstsysteme mit der Einbindung von Pflanzenkohle gelegt und die Erfolge bestätigten den Ansatz. Diese Erfahrungen haben uns im Laufe nicht mehr losgelassen bis wir einen Partner in Europa gefunden haben, mit dem wir das Konzept skalieren konnten. Dafür wurde die Circular Carbon 2018 gegründet. Wir entwickeln Biomasse-Energiesysteme zur Produktion von wertvoller Pflanzenkohle und erneuerbarer Energie. Unser Climate Tech-Unternehmen unterstützt Industriekunden darin, ihre Prozesse zu dekarbonisieren, indem wir in die Anlagentechnik investieren und die Anlage für die Versorgung von Energie unserer Kunden betreiben. Wir produzieren aus organischen Reststoffen landwirtschaftlich und industriell nutzbare Pflanzenkohle. Per Pyrolyse wird der Ausgangsstoff unter weitgehendem Ausschluss von Sauerstoff karbonisiert. Circular Carbon verfügt somit über eine vielversprechende negative Emissionstechnologie, die einen Beitrag zu einer klima-neutralen Wirtschaft leistet, da somit CO2 wieder in den Boden eingelagert wird. Wir wollen mit weiteren Anlagen und auch Kooperationen mit Unternehmen wie Stadtwerken wachsen und den Impact skalieren. Letztere können unsere Energie für die Fernwärme nutzen.«
– Felix Ertl, Co-Founder von Circular Carbon

 

Die Welt retten mit einer wasser- und chemikalienfreien Waschmaschine

»Die Idee für die RefresherBoxx kam meinem Mitgründer Stefan Chang, der in Chemie promovierte, nach dem Joggen, als er sich fragte: ›Wie kann man Schuhe entstinken?‹ Seine Erfahrung im Labor und meine im Maschinenbau kombinierten wir, um eine innovative Hardware für ein alltägliches Problem zu schaffen. Aus einem kleinen Prototyp für Schuhe entstand eine Lösung für die Zukunft: Eine wasser- und chemikalienfreie Waschmaschine. Lediglich mit physikalischen Methoden ist es möglich, Kleidung zu desinfizieren und so auf wertvolle Ressourcen verzichten zu können. Hardware bringt seine eigenen Schwierigkeiten mit, denn du baust etwas, was es zuvor nicht gegeben hat. Dementsprechend mussten wir unter anderem lernen, ein Minimum Viable Product (MVP) schnell zu entwickeln und zu iterieren, herausfinden, welche Zertifizierungen in unterschiedlichen Ländern notwendig sind und mikrobiologische Tests mit Partnerinstituten durchführen und verkaufen, um Feedback von Kund:innen zu sammeln. Die Diversität und Offenheit für das Erlernen neuer Dinge und Fähigkeiten sowohl aus anderen Ingenieursdisziplinen als auch im Management-Bereich, sind unerlässlich. Die Bedeutung des Vertriebs wird häufig von Ingenieuren unterschätzt. Hier herrscht das falsche Bild, dass mein Produkt gekauft wird, wenn es nur gut genug ist. Es ist jedoch besser, mit wenig Produktfunktionen den Verkauf zu starten und von Nutzer:innen zu lernen, als jahrelang zu entwickeln, ohne ein Problem zu lösen. Die Herausforderungen liegen im Prototypenbau, der Sicherung von Patenten, in Zertifizierungsverfahren, Tests, Lieferung, Vorproduktion und vielem mehr. Dies macht ein Ingenieur-Startup wesentlich komplexer als eine Software- oder Dienstleistungsidee, besonders in Deutschland, wo der Zugang zu elektronischen und mechanischen Ressourcen weder der schnellste, noch der günstigste ist. Wichtig ist es, ein starkes Team an Freunden zu finden, denn du wirst Tag und Nacht mit deinen Mitgründer:innen arbeiten und leben müssen. Gerade in schwierigen Zeiten sind Freunde unverzichtbar, um sich gegenseitig anzutreiben. Wichtig ist es, den:die Anwender:in und das Problem nicht aus den Augen zu verlieren. Lass dich nicht von Investments, Wettbewerben, Events, Businessplänen, etc. ablenken. Nur so kannst du wirksamen Impact erreichen und die Welt positiv verändern.«

»Change the World by Innovation, Software, Hardware, Politics,
Science, … But do something«

– Gernot Sümmermann, Co-Founder von RefresherBoxx

 

FAQ zur Start-up Gründung

Warum gründen? Für die Selbstverwirklichung, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Selbst wenn es nur eine kleine Erfindung ist, wer weiß, welche positive Kettenreaktion sie auslöst? Das Auto oder der Computer wurden auch nicht an einem Tag und von einer Person erfunden.
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zusätzliche Skills? BWL-Kenntnisse, auch Marketing und Marktforschung sind hilfreich. Schließlich musst du dich gut mit der
Finanzierung auskennen und dein Projekt vermarkten können. Vielleicht findest du einen Gründungs-Partner oder einen Mitarbeitenden mit diesen Skills?
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Wieso sich entscheiden? Wenn du dir nicht sicher bist, ob du alles auf dein Startup setzen sollst, gibt es auch Alter-
nativen: Bei einem »Feierabend-Start-up« investierst du in deiner freien Zeit nach deiner Arbeit in deine Schöpfung. Bei einem »Intrapreneurship« sorgst du innerhalb des Unternehmens als Angestellter für Ideen.
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Wie Vernetzen? Nach lokalen Vereinen und Networking-Events Ausschau halten, sich von Speakern inspirieren lassen. Ohne Vitamin B wird der Weg wohl etwas einsamer und schwieriger.

 


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