Bildrechte: Nomoo Eis

Eis(b)recher

Ein Interview mit Rebecca Göckel, Mitgründerin und Geschäftsführerin von »Nomoo Eis«

Frau Göckel, was ist Ihre Lieblingseissorte?

Kakao. Ich habe schon als Kind in der Eisdiele immer Schokolade und eine fruchtige Sorte – meistens Erdbeere oder Himbeere – genommen. Also wirklich sehr klassisch. Kakao ist es aber bis heute geblieben.

 

Welche Gründe sprachen für die Gründung von »Nomoo?«

Im Jahr 2016 hat alles angefangen. Da waren vegane Produkte noch lange nicht so gut, wie sie heute sind. Es war damals nicht wirklich ein Genuss, sondern eher ein Verzicht. Wir dachten uns: »Es muss doch möglich sein, ein pflanzliches Produkt, welches nachhaltig ist, geschmackvoll zu kreieren.« Ein kurzer Check des Eisregals im Supermarkt zeigte, dass es bislang nur Eis auf Sojabasis gab, das hat entsprechend geschmeckt. Unsere Idee war damals einfach selbst zu versuchen, ein gut schmeckendes veganes Eis zu machen. Die große Vision, die wir uns für den Eismarkt in 20 bis 30 Jahren wünschen ist, dass dieser nur noch ein rein pflanzlicher Markt ist. Da unser Eis mit Kokosmilch statt Kuhmilch produziert wird, hat dieses einen dreimal kleineren CO2-Fußabdruck wie normales Milchspeiseeis. Die Idee war immer: Es muss so intensiv und überzeugend schmecken, dass man keinen Unterschied zu herkömmlichen Eis feststellt.

 

Worauf muss man bei einer Gründung achten?

Wir sind da am Anfang ganz unbedacht rangegangen. Wenn man keine Ahnung von etwas hat, dann kann man sehr viel ausprobieren und das ist toll. Rückblickend würde ich aber sagen: Ein guter Anfang ist, sich einen Gründungspartner auszusuchen, der einen gut ergänzt. Zum einen muss es von der Wertebasis sehr homogen sein und passen, zum anderen muss das Skillset heterogen sein und die eigenen Stärken komplementiert werden. Es ist wichtig, dass beide nicht das Gleiche können. Dann ist es essenziell zu beobachten, ob der Markt bereit für mein Produkt ist. Das Timing muss stimmen. Hätten wir unser veganes Eis beispielweise 2005 auf den Markt gebracht, dann hätte es nicht so viel Anklang gefunden wie jetzt. Es kann auch helfen, schon frühzeitig Feedback zu sammeln, selbst wenn das Produkt noch nicht fertig ist.

 

Brauchen potenzielle Gründer bestimmte Skills?

Eine wichtige Eigenschaft zum Beispiel ist Resilienz aufzubauen, also innere Widerstandskraft. Das Thema Durchhaltevermögen ist auch sehr wichtig: Wenn Heraus-
forderungen kommen, nicht aufgeben, sondern lösungsorientiert zu sein. Du solltest persönlich mit der Firma mitwachsen. In einer gewissen Weise musst du auch pragmatisch sein. Vor allem am Anfang ist viel grüne Wiese und wenig Struktur. Es gibt aber nicht die eine Gründerpersönlichkeit. Selbst jemand, der sehr introvertiert ist, kann ein toller Gründer oder Gründerin sein. Im Vordergrund steht die Idee, an diese zu glauben und immer weiterzumachen. Es geht darum, wie sehr ich etwas will und wie sehr ich mich da reinfuchsen möchte.

 

Gibt es Unikurse, die hilfreich sein könnten?

Ich habe Medienmanagement studiert und da haben mir Kurse wie Kommunikationsmethoden und Präsentationstechniken geholfen. Im Nachhinein hätte ich lieber besser in den Buchhaltungs- und Finanzkursen aufgepasst, da sich diese mit den Themen Gewinn- und Verlustrechnungen beschäftigten. Heute musst du ein Verständnis von einem Budget haben, ob du damit zurecht kommst und es einhältst. Kann ich eine betriebswirtschaftliche Auswertung lesen? Und wie funktionieren Jahresabschlüsse? All das gehört einfach dazu. Das Auslandssemester war für mich im Studium mit die schönste Zeit. Ich hatte einfach mal einen Moment, in dem es wirklich nur darum ging, neue Menschen kennenzulernen, sich international zu bewegen und kommunikativ zu sein. Das hat damals meine Softskills geprägt. Der Spaß darf jedenfalls nicht zu kurz kommen.

 

Haben Sie Tipps für Studis, die gründen möchten?

Es gibt eigentlich in allen Städten so eine Art Gründer-Szene, in der man auf Events gehen kann. Zum Beispiel gibt es in Köln den ECC, da werden Abende veranstaltet, an denen Gründer von ihrem Learning berichten. Das ist eine wunderbare Möglichkeit, um andere Entrepreneure kennenzulernen. Was ich noch rate ist, nicht so sehr auf die anderen zu hören. Es ist leicht seine Idee zu zerdenken mit der Frage: Soll ich das machen oder nicht? Der beste Zeitpunkt um zu starten, ist jetzt. Was ist das Schlimmste was passieren kann? Du hast es ausprobiert, du hast es gestartet und es klappt nicht. Das ist nicht schlimm, sondern eine Erfahrung mehr. Danach kommt die nächste Idee. Für Studierende ist es am wichtigsten praktische Erfahrung zu sammeln und früh einen Werkstudentenjob anzunehmen. Am Besten einen, der im gewünschten Arbeitsbereich stattfindet. Zu vielen Praktika würde ich ebenfalls raten. Zudem solltest du für dich definieren, wo du dich am wohlsten fühlst. Kommt für dich ein Konzern, ein Start-up oder doch eher ein Familienbetrieb in Frage?

 

 

Wie können Studierende ihr Leben nachhaltiger gestalten?

Der größte Hebel ist die Ernährung. Ich selbst bin nicht vegan oder vegetarisch, aber seit ich »Nomoo« gegründet habe, lebe ich viel bewusster. Ich schaue da zum Beispiel in den Joghurtbereich und bin happy mit den pflanzlichen Alternativen, weil es mir einfach schmeckt. Dennoch gönne ich mir auch mal etwas tierisches. Es hilft aber schon, wenn du dir sagst, du isst nur noch zweimal in der Woche Fleisch. Auch die Frage, brauche ich in der Stadt ein Auto oder kann ich mit dem Fahrrad fahren? Mülltrennung ist ebenso wichtig. Im Bereich Fashion stelle ich mir die Fragen: Muss ich immer die neuesten Klamotten tragen? Oder geht auch Second Hand? Muss ich überhaupt jede Mode mitmachen? Ich trage zum Beispiel immer noch Röhrenjeans, die anderen Trends sind komplett an mir vorbeigegangen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Bereich Nachhaltigkeit zu engagieren.

 

Was möchten Sie unseren Studis noch mit auf den Weg geben?

Ich glaube ganz wichtig ist, an sich zu glauben. Viele haben Selbstzweifel und ich bin mit dem Satz von meinem Vater aufgewachsen: »Wenn andere das können, warum solltest du das nicht auch können?« Damit ist nicht gemeint, sich unter Druck zu setzen, sondern zu wissen, dass alles möglich ist. Du kannst sogar Dinge schaffen, die vorher noch keiner geschafft hat.

 


Anzeige

Anzeige