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Home sweet Homeoffice – Corona im Rechtswesen

Homeoffice. Haben alle irgendwie mitgemacht. Unternehmen, Studis, Eltern. Manche liebens, manche verteufeln alle Aspekte des »Von-zu-Hause-aus«-Arbeitens. Und dann kommt auch die Neugierde ins Spiel: Wie haben sich andere geschlagen? Was macht die Jura-Welt im Homeoffice? Klappen studentische Rechtsberatung und Zusatzangebote wie Moot Courts auch von zu Hause aus? Was tun, wenn man als Notar gar nicht ins Homeoffice wechseln darf? Erfahrungsberichte, Status-Quo-Report und Stimmen aus der Praxis.

Neueinstieg in den Beruf ist aufregend und die Informationsflut ist immens: Wo ist die Kantine, in welchem Ordner liegt das Dokument ab und wie heißt nochmal die Kollegin im Büro nebenan? – Irgendwie unvorstellbar daheim ins neue Berufsglück zu starten. Wie lief's bei »ADVANT Beiten« und bei »KÜMMERLEIN Rechtsanwälte & Notare«?

Onboarding

»Die Einsteigertage bei ADVANT Beiten haben wir der Situation angepasst und zur hybriden Einsteigerwoche weiterentwickelt«, erzählt Nicolas Baschin, Leiter Recruiting und HR Development. Der Mix macht's. Zum Aufbau möglichst fester Beziehungen werde die Flexibilität und Dynamik der digitalen Welt und das persönliche Kennenlernen in Präsenz genutzt, erklärt er, dies sei »das beste aus beiden Welten.«

Team.Geist.Bildend

Bei KÜMMERLEIN Rechtsanwälte & Notare sei lediglich die IT-Einführung digital verlaufen, so Personalleiterin Anna Reimann. »Wir legen großen Wert auf das Onboarding und die physische Anwesenheit im Büro beim Berufseinstieg. Wir haben auch während der Pandemie die neuen Kollegen dem jeweiligen Team und Mitarbeitern persönlich vorgestellt.«

War in der »Vor-Corona-Zeit« alles paletti in der Abteilung? Dann klappt auch das Homeoffice. Momente aus der Praxis zeigen es.

Auf geht's 

»Wenn die Prozesse und die jeweiligen Teams gut eingespielt sind, macht es keinen Unterschied, ob jemand im Homeoffice arbeitet oder vor Ort«, so die Einschätzung von Frau Reimann. Die modernen Kommunikationsformen sollen bei KÜMMERLEIN auch in Zukunft stärker zum Einsatz kommen – gerade bei vorbereitenden Terminen, internen Abstimmungen und in Arbeitsgruppen.

Wir wuppen das 

Bianca Sukrow leitet die Law Clinic der Bucerius Law School Hamburg und spricht ihrem Team viel Lob aus: »Wir konnten nahtlos online weiterarbeiten und haben für alles eine Lösung gefunden. Von einem Tag auf den anderen – dafür haben manche Unternehmen Wochen gebraucht.« Auch deutschlandweit funktionieren, laut Sukrow, die Netzwerke: »Es gibt inzwischen etliche überregionale Veranstaltungen und Treffen, die über Zoom durchgeführt werden. Viele Clinics öffnen ihre Online-Veranstaltungen für andere und helfen sich gegenseitig mit Know-how, das ist toll!«

Wichtig im Studium der Rechtswissenschaften sind nicht nur die Vorlesungen, sondern die Möglichkeit, das Gelernte praktisch anwenden zu können. Viele Studierende bringen sich deshalb ehrenamtlich in der studentischen Rechtsberatung ein oder schulen ihre Fähigkeiten beim Moot Court Wettbewerb.

Moot court

Der juristische Wettbewerb fand coronabedingt im Online-Battle-Style statt. Die Lokalentscheide des »ELSA Moot Court 2022« seien als hybride Veranstaltung durchgeführt worden. »Zuhörer konnten die Verhandlung über Zoom live mitverfolgen«, berichtet die Uni Regensburg.

Law clinic

»Unsere Teamorganisation funktionierte auch vorher schon teilweise dezentral – in der Teamkommunikation mussten wir deshalb kaum etwas ändern; wir arbeiten schon seit Jahren mit verschiedenen Online-Tools. Aber die Präsenztermine – Teamsitzungen, informelle Treffen, Präsenzschulungen – fehlen gerade in einem ehrenamtlichen Team sehr. Gemeinschaft ist die Währung des Ehrenamts, und im Moment überziehen wir unseren Dispo«, berichtet Bianca Sukrow aus dem Arbeitsalltag der studentischen Rechtsberatung.

Und das Notariat?

Was machen eigentlich Notare, die nicht ins Homeoffice wechseln dürfen? Nachgefragt bei Martin Thelen, Pressesprecher der Bundesnotarkammer:

Wie hat die Corona-Pandemie Ihren Arbeitsalltag beeinflusst?

»Bereits vor Beginn der Corona-Pandemie war unter den Notarinnen und Notaren eine große Affinität zur Digitalisierung spürbar. In der Pandemie hat sich dies als großer Vorteil erwiesen. Arbeitsabläufe und Kommunikation konnten gut angepasst werden. Mitarbeitende waren oft bereits mit der nötigen Hardware ausgestattet, um ihre Tätigkeiten zuverlässig und vertraulich im Homeoffice ausführen zu können.«

Gab es Einschränkungen für Ihre Klienten?

»Nein, Einschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger gab es nicht. Vorbesprechungen und Terminvereinbarungen sind telefonisch möglich. Anders ist die Situation bei Beurkundungen: Aus gutem Grund fordert der Gesetzgeber hier grundsätzlich die Beratung und Belehrung in Präsenz.«

 


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